Granada  - ein Märchen aus 1001 Nacht

Granada, die Hauptstadt der Provinz Granada in Andalusien, am Fuße der Sierra Nevada gelegen, stand schon lange auf unserer Spanien-To-Do-Liste, und im September 2017 war es endlich soweit. Das Altstadt-Hotel Monjas del Carmen sowie die Billettes für die Alhambra im voraus gebucht erreichten wir die Stadt nach einer etwa zweistündigen Autofahrt. Nachdem es für ein Check-In noch etwas zu früh war gab es als erstes einen Frühstücks-Einkehrschwung, nach dem wir uns frisch gestärkt und voller Tatendrang zu einer ersten Schnupper-Orientierungs-Runde durch diese schöne Stadt aufmachten. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel, die Frühtemperaturen waren mild, und Schritt für Schritt ließen wir uns vom Zauber dieser alten Stadt gefangen nehmen.

Noch waren die Temperaturen angenehm und wir entschieden uns für einen ersten Marsch hinauf zur Hügelkuppe des Albaicín, wo uns der Weg durch das ehemalige maurische Wohnviertel führte, das wie die Alhambra und Generalife Weltkulturerbe der UNESCO ist. Über schmale Gassen, vorbei an weiß getünchten Häusern mit kleinen stilvollen Innenhöfen, die nicht selten Bars und Restaurants, aber durchaus auch "normale" Wohnhäuser beherbergten, schlenderten wir bergauf und erfreuten uns immer wieder an den sich eröffnenden Ausblicken hinüber zur Alhambra. Am Aussichtspunkt "Mirador de San Nicolás" zeigte sich die Alhambra vor der sich dahinter erstreckenden Sierra Nevada von ihrer besten Seite und spätestens jetzt war uns klar, dass diese Stadt ein Ort der Magie und des Zaubers ist, dem man sich nur schwer entziehen kann.

 

 

 

 

Zwischenzeitlich war die Mittagszeit angebrochen, es war bereits mächtig warm geworden, und wir ließen die soeben genossenen Eindrücke bei einem eiskalten Bier in uns nachklingen. Es folgte der Check-In im Hotel, wir bezogen unser Zimmer, ruhten uns ein wenig aus, und machten uns schließlich ab 16 Uhr wieder auf den Weg. 

Die Alcaicería war nun unser Ziel, der ursprünglich maurische Seidenmarkt, erbaut im 15. Jahrhundert. Umspannte dieser Markt früher eine Reihe von Straßen zwischen der Plaza Nueva und der Plaza Bib-Rambla, befindet er sich heute nur noch in der Calle Alcaicería und wurde nach einem Brand im 19. Jahrhundert als Replikat in einer modernen Version des maurischen Baustils neu erbaut. Natürlich erkannten wir den stark touristisch geprägten Charakter dieses arabischen Marktes, doch es gefiel uns gut. Zumal es in einem Teil der Läden durchaus interessante Dinge zu sehen und zu kaufen gab, so z.B. bemalte Keramik, Holzschnitzereien und Lampen mit Brandmalerei. Man spürte die reiche Geschichte und Kultur dieses Ortes, wo es nach einer Vielzahl feiner Gewürze und Kräuter duftete.

Kulturelles Highlight dieses Tages war jedoch der Besuch der Nasridenpaläste, den wir als nächtliche Tour gebucht hatten und um 22 Uhr begann. Jetzt bekamen wir den ersten Eindruck von der majestätischen Erhabenheit dieses Königspalastes. Leider war die Ausleuchtung der Bauwerke wenig professionell, so dass es mit dem Fotografieren schwierig war. Doch waren wir beeindruckt von den teilweise typisch muslimischen, teilweise aber auch typisch christlichen künstlerischen Merkmalen der einzelnen Räume. 

Auch der nächste Tag stand im Fokus der Alhambra, und gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg hinauf zur altehrwürdigen Festungsanlage. Gegenüber dem Barrio Albaicín auf dem Sabikah-Hügel Granadas gelegen, gilt die Alhambra als eine der berühmtesten Festungsanlagen im maurischen Stil und ist seit 1984 Weltkulturerbe der UNESCO.  Wir ließen uns begeistern vom mittelalterlichen Flair der Festungsanlage, die einst als befestigte Oberstadt Wohn- und Lebensraum bot für Militär, Adel, gehobene Bürgerschaft, Kaufleute und wichtige Handwerker. Und wir waren beeindruckt von der separat befestigten Zitadelle, der Alcazaba, die dem jeweiligen Machthaber vorbehalten war.

Doch nicht nur die Burganlage der Alhambra mit ihrer mittelalterlichen Erhabenheit begeisterte uns, auch der Blick von der Burg hinunter in die Stadt Granada, die sich unter uns wie ein fließender Teppich ausbreitete, verzauberte uns. Es war berauschend, es war wunderbar, es war beglückend, und wir genossen es einfach nur hier zu sein und ließen uns einmal mehr von dem Gesamtkunstwerk Granada verzaubern und in eine Welt von Geschichten aus 1001 Nacht mitreißen.

Angefüllt mit diesen schönen Eindrücken führte uns unser Spaziergang auf mit Zypressen gesäumten Wegen weiter zum Sommerpalast, dem Palacio de Generalife, mit beeindruckenden weitläufigen Gartenanlagen und dem Acequia-Hof mit seinen Wasserspielen. Hatte uns zuvor die majestätische Erhabenheit der Festungsanlage in das mittelalterliche Alltagsleben zurückversetzt, spürten wir nun die spielerische Leichtigkeit dieses Teils der Alhambra mit farbenfroh und raffiniert angelegten Gärten und unzähligen bunt blühenden Sträuchern und Pflanzen. Bänke unter Schatten spendenden Laubengängen luden zum Verweilen und Ausruhen ein und eröffneten immer wieder einen herrlichen Ausblick hinüber zur Burganlage. 

Nach einer wohlverdienten Mittagspause inklusive Siesta starteten wir am späteren Nachmittag nochmals durch und flanierten einmal mehr durch die kleinen Gassen und Sträußchen der Altstadt, wo es noch unzählig andere herrliche Ecken zu entdecken und zu erkunden gab. Vor allem die Kathedrale samt Umfeld hatten es uns angetan, wo das Stadtbild auf Schritt und Tritt überragendes Zeugnis ablegte über die maurischen Wurzeln Granadas. 

Unser Versuch, den Sonnenuntergang vor der herrlichen Kulisse der Alhambra vom "Mirador de San Nicolás" aus zu genießen, blieb leider unvollendet. Wir waren zwar mehr als rechtzeitig vor Ort, doch von Minute zu Minute gesellten sich Touristen aller Nationalitäten und Altersklassen hinzu und verwandelten den kleinen Aussichtspunkt zu einer fröhlichen, und damit auch lärmstarken Versammlung Granada begeisterter Menschen, die allesamt wegen "ihm" gekommen waren: dem Sonnenuntergang. Derartige Massenveranstaltungen waren nix für uns, das war uns schnell klar, und so flanierten wir nach dem Genuss eines sündhaft teuren Tinto de Verano wieder hinunter in die Altstadt, wo wir bei Tapas und eisgekühltem Bier diesen schönen Tag ausklingen ließen.

ENDE

 

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