trotz aller Vorbehalte gegen eine Reise in den Fernen Osten und ungeachtet des drohenden Flugbegleiterstreiks der Lufthansa war es am 01.09.2012 so weit. Pünktlich und ohne spürbare Nachwehen des Streiks vom Vortag konnte unser Flug LH 728 nach Shanghai-Pudong starten, so dass wir nach ca. zehn ruckeligen Stunden um 9:55 Uhr Ortszeit in Shanghai landeten.
Nachdem wir unsere Koffer erhalten hatten wartete auch schon ein erstes Highlight auf uns, die Fahrt mit der Maglev, derMagnetschwebebahn. Wenn wir nun schon in Shanghai waren wollten wir natürlich auch einmal mit dem Transrapid gefahren sein, der direkt von den Ausgängen der Flughafenterminals in acht Minuten zur Metrostation M2 fährt und dabei in bestimmten Zeiten mit bis zu 430 km/h über die Schienen donnert. Das war schon erstmal ein Erlebnis, zumal der Zug sehr leise und die hohe Geschwindigkeit kaum spürbar war.
Nach dem Umsteigen in die Metro - was wegen der Kofferschlepperei nun doch etwas anstrengend war - und dem Umsteigen in ein Taxi erreichten wir unser herrliches Hotel INDIGO on the Bund, in welchem wir ein modern und stylisch eingerichtetes Zimmer im 26. Stock mit traumhaften Ausblicken auf den HuangPu, den Bund und die Skyline der Stadt bezogen. Wir waren begeistert und überwältigt. Hier würden wir es gut aushalten können - keine Frage.
Und keine Frage, dass wir der Müdigkeit zum Trotz sofort auf einen ersten Erkundungsgang los stürmten. Natürlich folgten wir sofort dem direkt an unserem Hotel vorbei führenden "Bund", Ausdruck für das befestigte Flußufer, welcher zum Synonym für die beeindruckendste Uferpromenade im Fernen Osten geworden ist und von dem aus wir die Skyline des modernen Shanghai, des Stadtteils Pudong, in voller Schönheit begutachten und genießen konnten.
Vergleiche mit New York kamen auf, ließen doch die gewaltigen, in der Sonne hoheitsvoll glänzenden Wolkenkratzer, Glaspaläste und Wohntürme automatisch diese Assoziation aufkommen. So hatte ich mir diese chinesische Weltstadt wahrhaft nicht vorgestellt! Dies alles sah durch und durch westlich für mich aus, und auch die Menschen, die an uns vorbei flanierten, überwiegend Chinesen bzw. Asiaten, vergleichsweise wenig Europäer, wirkten modisch, modern, ausgelassen und entspannt.
Unglaublich, dass in Pudong Anfang der 1990er Jahre noch Bauern in Reisfeldern arbeiteten, so dass in einer Rekordzeit von gerade mal zwanzig Jahren eine hypermoderne Geschäfts- und Wohnwelt entstanden ist - allerdings auch zu dem beklemmenden Preis einer umfassenden Zwangsumsiedlung von "störenden" Einwohnern. Kann man diese beklemmenden Wahrheiten ausblenden findet man sich wieder in einer hypermodernen, aber gleichzeitig lebenswert gestalteten neuen Welt, in der sich mehr als 10.000 ausländische Firmen niedergelassen haben.
Und hier findet man auch die Gebäude, die das Stadtbild von Shanghai entscheidend geprägt haben: Das Jin Mao Building, das sich elegant und mit dem Formenspiel einer chinesischen Pagode über 421 m in die Höhe streckt sowie das Shanghai Financial Center mit seinem 492 m hohen "Flaschenöffner". Der Oriental-Pearl-Tower - der Fernsehturm - mit 468 m Höhe, ein rosarot-kitschiges Wahrzeichen der Stadt. Und beeindruckend auch der noch im Bau befindliche Shanghai Tower, der bis zum Jahr 2014 eine Höhe von unglaublichen 632 m erreicht haben und damit das weltweit zweithöchste Gebäude werden soll. Daneben unzählige Glaspaläste von Versicherungen, Banken, Malls, Geschäfte und Apartmenthäuser, durchzogen von kleinen grünen Oasen, wie dem Century Park. Einfach unglaublich. Phantastisch. Begeisternd.
Während wir beim Bummeln entlang der Promenade überwiegend die moderne Skyline der modernen Finanz-und Wirtschaftswelt bewundert hatten, trafen wir nun diesseits des Flusses auf die steinernen Relikte der früheren Kolonialzeit, wo vornehme Hotels und Galerien, edle Geschäfte, mondäne Restaurants und Bars im Stile englischer Renaissance gediegenen Wohlstand repräsentieren. Welch ein phänomenaler Gegensatz zur gläsernen Finanzwelt des modernen Pudong, nur einen Steinwurf von hier entfernt.
Wir passierten die Einkaufsstraße Nanjing Road, eine Fußgängerzone mit den üblichen Menschenmassen einer großen Stadt, in der wir vom Strom der Menschen stetig voran getrieben wurden und in der wir im mit "American Food" angehauchten Restaurant "City Bull" auch endlich unsere hungrigen Mägen mit zugegebenermaßen nicht wirklich chinesischer Kost zu seinem Recht kommen ließen.
Als wir dann auch noch die Gelegenheit bekamen, die Gassen der Altstadt von Shanghai zu streifen, wo Händler in ihren Läden ihre (oftmals kitschigen) Waren anboten, die Wäsche zum Trocknen auf improvisierten Leinen hing, die Verkäufer im Liegestuhl vor ihren Geschäften schliefen und Männer in Brettspiele vertieft waren.... spätestens jetzt war uns klar, dass wir in Shanghai eine Stadt der Kontraste gefunden hatten, deren Facetten fast nur zu erahnen waren.
Zurück im Hotel ließen wir es uns nach einer kurzen Verschnaufpause nicht nehmen, im 30. Stock die CHAR-Bar zu besuchen. Beeindruckt und fasziniert genossen wir in schwülwarmer Abendluft den unglaublichen Ausblick von der Dachterrasse. Unzählige Lichter in allen Farben, ein Blinken und Blitzen aus allen Ecken, so lagen uns der Bund sowie die Skyline von Pudong zu Füßen und man konnte sich kaum satt sehen. Im Hintergrund begleitet von asiatisch angehauchter Lounge-Musik, Stimmengewirr und leises wie lautes Lachen um uns herum, einen Cocktail in der Hand - viel besser kann man einen solchen ereignisreichen Tag nicht ausklingen lassen.
Da diese Reise nicht nur einfach eine Urlaubsreise war gehörten die beiden folgenden Tage weitestgehend dem Geschäft. Das erste Meeting im Rahmen eines edlen Tagungsraums unseres Hotels dauerte allerdings nur bis Mittag und endete zusammen mit den beiden Geschäftspartnern Rays mit einem klassisch chinesischen Mittagessen in einem klassisch chinesischen edelen Restaurant . Die übrigen Gäste schienen - außer Ray und mir - ebenso nur Einheimische zu sein. Kein Wunder, dass wir bereits beim ersten Sichten der Speisekarte überfordert waren. So übernahm Rays Geschäftspartner die nicht enden wollende Bestellung, chinesisches Bier war obligat, und unsere Augen wurden immer größer, als der Kellner ebenso nicht enden wollende Anzahl an Platten mit Gemüse- und Fleischgerichten, Suppen und andere Köstlichkeiten auf unseren Tisch stellte. Alles sah lecker und köstlich aus, wir probierten hier und naschten dort, nur meine innere Frage, warum es denn hier keinen Reis als Beilage gab, fand zunächst keine Antwort. Im Rückblick ist mir klar geworden, dass das Auftischen von Reis aus der Sicht eines Chinesen als Mangel an Wohlstand verstanden wird. Mir selber hat's aber trotzdem irgendwie gefehlt.... Banause halt ;-) .
Das Essen war kurzweilig, fröhlich und nicht nur kulinarisch interessant, wenngleich es ein Unding war, der Menge an Essen Herr zu werden. Was offenbar kein Problem war, brachte doch der Ober - wie auch an anderen Tischen bereits beobachtet - ungefragt diverse Plastikschälchen, in denen die nicht verzehrten restlichen Speisen zum Mitnehmen gut verpackt wurden. Mit Stäbchen essen hab ich zwar nicht gelernt, doch etliche andere chinesische Tischgewohnheiten, sowie das Wort "Gan bei" für "Prost" , und das ist für den Anfang doch schon sehr prima.
Den verbleibenden Nachmittag verbrachten wir mit einer näheren Besichtigung des Stadtteil Pudongs, den wir gestern schon aus der Ferne betrachtet und bewundert hatten. Mit der Fähre ging es in wenigen Minuten hinüber zum anderen Ufer des Huang Pu und damit mitten hinein in die Finanz- und Geschäftswelt Shanghais. Leider hatte sich die Sonne an diesem Tag bereits hinter Wolken versteckt, so dass wir den Aufstieg auf den Jin Mao Tower sowie auf den "Flaschenöffner" zunächst auf schöneres Wetter - und vielleicht auf die Nacht - verschieben wollten. Es gab ja schließlich auch unten sooo viel zu sehen und zu bewundern. So flanierten wir durch die amerikanisch anmutenden Straßen und ließen uns von den Glaspalästen um uns herummehr als beeindrucken.
Wir staunten in der "IFC - Mall" (Internation Finance Center - Mall) über die hocheleganten, edelst heraus geputzten Geschäfte sämtlicher namhafter Designer, und wir vergnügten uns in der "Super Brand Mall" mit dem für Malls "üblichen" Angebot von Boutiquen, Geschäften und Restaurants.
Im Supermarkt erwarben wir schießlich einen chinesischen Rotwein und Knabbereien fürden Abend, den ein großes Abendessen stand uns nach dem ausgiebigen Mittagsmahl nicht mehr im Sinn.
Als wir früh erwachten regnete es, und unser gestern noch erhabener First-Class-Ausblick hatte sich in ein dunstiges Einerlei verwandelt. Die Luft hatte zwar feuchtwarme Saunatemperaturen, doch von oben kam es definitiv nass. So ganz schlimm war es nicht, denn schließlich war wieder "Business as usual" angesagt, und da der Termin erst Mittags begann konnten wir ohnehin nicht viel darüber hinaus planen. Mit Auto und Chauffeur wurden wir diesmal vom Hotel abgeholt und die Fahrt ging eine Stunde lang quer durch Shanghai, was wieder ganz andere Pespektiven eröffnete. Welch ein ungeheuerlicher Verkehr, welch riesige Betonblöcke, hinter denen sich in kleinen Parzellen Appartment an Appartment reihte, Hotels, Firmen und vieles mehr.Welch wahnwitziges Gewirr an Autobahnzu- und abfahrten! Absolutes Chaos, zumal dann, wenn man die chinesischen Wegweiser nicht lesen kann und die teilweise chaotische Fahrtweise der Chinesen erstmals erlebt. Hier bekamen wir einen Eindruck vom "normalen" Shanghai, in dem Millionen von Bürgern tagtäglich ihren Jobs nachgehen und rastlos zwischen ihrem Wohnort und Arbeitsplatz hin und her pendeln. Auch deutsche Großstädte mögen hektisch sein; doch mit den Verhältnissen hier geradezu paradiesisch.
Nach ausgiebigen Gesprächen mit Rays Geschäftspartnern erlebten wir auch noch eine kurze Betriebsbesichtigung und konnten uns mit eigenen Augen davon überzeugen, dass wir es hier mit einem modern geführten Betrieb zu tun hatten, bei dem in den Augen der Geschäftsleitung auch der Wert des Mitarbeiters und der Mitarbeiterin nicht zu kurz kommen. So verwies der Firmenchef mit Stolz darauf, dass in seiner Firma die Bezahlung zwischen männlichen und weiblichen Arbeitkräften gleich sei, dass es eine Kantine gebe, geregelte Arbeitszeiten und diverse andere Annehmlichkeiten. Umstände, die bei anderen Firmen Chinas sicherlich nicht überall gegeben sind.
Als dieser Termin beendet war ließen wir uns von unserem Fahrer zur nächstgelegenen Metro-Haltestelle fahren, denn eine turbulente Autofahrt in der Rushhour Shanghais wollten wir nicht unbedingt erleben. Da erschien es uns spannender, in das normale Pendlerlebenin Shanghaieinzutauchen. Natürlich wurde uns die passende Verbindung vorab erläutert, so dass wir problemlos - auch unter Zuhilfenahme der englischen Schreibweise der U-Bahn-Stationen - an unser Ziel, an den "People`s Square" gelangten.
Leider regnete es immer noch, ohne Schirm ging heute wirklich gar nichts, und das, was uns am People's Square am meisten ins Auge fiel waren die Unmengen an Menschen, die sich entweder unterhalb innerhalb des riesigen U-Bahn-Bereichs oder aber auch oberhalb tummelten. Ein nasser Wahnsinn, und wir waren uns schnell einig, den restlichen Weg zurück ins Hotel per Taxi zurückzulegen, wo wir uns trockenlegten und uns erstmal was "vernünftiges" anzogen.
Gegen 18 Uhr waren wir dann wieder auf Achse, der Hunger trieb uns voran, und auf der Suche einer geeigneten Filiale von Burger King - natürlich immer noch mit Regenschirm - erlebten wir ein umtriebiges Innenstadtleben auf der Nanjing Road und den umliegenden Straßen, die nunmehr im Abendlicht bei kraftvoller Beleuchtung durch die allgegenwärtigen Neonreklamen die Nacht zum Tag machten. Wir passierten nochmals den People' Square, der immer noch stark bevölkert war, und erreichten nach einem nicht gerade chinesisch-typischen Einkehrschwung gegen 21 Uhr unser Hotel, wo wir den Komfort und die Behaglichkeit unseres Zimmers genießen konnten.
An diesem Morgen dominierten die Wolken weiter, es war jedoch trocken und der diesig feuchte Nebeldunst des Vortags war verschwunden. Shanghai lag uns wieder zu Füßen, und dieser ganze Tag würde uns gehören um weitere Facetten dieser riesigen Stadt kennenzulernen.
Auch wenn der Abend die bessere Tageszeit ist, um das Szeneviertel Xintiandi - The Cool Docks - zu erkunden, machten wir uns an diesem Tag gleich früh zu Fuß auf den Weg. Nach nur 15 Minuten hatten wir unser Ziel erreicht, wir passierten das Tor zu den "Cool Docks", wo sich nach Auskunft der Tourismuszentralen das gestrige, heutige und künftige Shanghai an einem Ort vereinigt. Und wir müssen zugeben, trotz falscher Tageszeit, dass dieses kleine überschaubare Viertel seinem Ruf gerecht wird.
Alte Häuser in Ziegelbauweise wurden hier - der Expo 2006 sei Dank - mit neuem Leben erfüllt, so dass Einheimische wie Fremde in behaglicher, moderner und lebendiger Atmosphäre essen, trinken, oder einfach nur "chillen" können. Hier wurden Alt und Neu in vorbildlicher Weise miteinander verwoben, so dass es nicht verwundert, dass es ein Szeneviertel geworden ist, in dem Sehen und Gesehenwerden oberstes Gebot ist. Während unseres Besuchs saßen die ersten Leute beim Mittagessen, Starbucks hatte bereits geöffnet, im Vergleich zu den rasanten Erlebnissen des Vortags ein Bild der Beschaulichkeit und des Müßiggangs.
Wir verließen die Cool Docks, und nur nach wenigen Schritten waren wir wieder in die rasante Welt von China-Heute zurückversetzt. Der Weg führte nun in Richtung Altstadt, doch vorab musste unbedingt noch einer der größten Stoffmärkte in der Dongmen Road besichtigt werden.
Auf drei Stockwerken kann man hier Stoffe und Nähmaterialen aller Art und in größter Vielfalt kaufen, hier kann man sich Hose, Anzug, Kostüm oder Frack nach Maß schneidern lassen, und hier werden Fertigwaren angeboten, die zu einem erstaunlich niedrigen Preis nach Abnehmern suchen.
Trotz aller Bemühungen eifriger Verkäuferinnen und Schneider konnte ich den Verlockungen zum Kauf eines Cashmere-Mantels (ca. 150 €) zwar widerstehen, doch wurde ich schwach bei zwei Seidenblazern mit aufgestickter "Dragonfly". Die Teile waren zwar fertig, passten aber nicht zu einhundert Prozent. So wurde flugs Maß genommen und vereinbart, dass die Änderungen bis zum Abend fertig seien und mir ins Hotel gebracht würden. Und all das für umgerechnet sagenhafte 66 Euro!
Bereits am ersten Tag hatten wir die Altstadt Shanghais gestreift, jetzt tauchten wir vollends unter und erlebten ein bißchen das, was man sich gemeinhin unter China wohl vorstellt. Natürlich gibt es da das Basarviertel, in dem neue Gebäude im historischen Stil nachgebaut wurden, in denen eine unglaubliche Anzahl von Händlern mehr oder weniger typisches chinesisches Beiwerk oder auch die typischen Label-Fakes verkaufen und entsprechend quirliges und marktschreierisches Treiben herrscht. Aber es finden sich auch noch authentische Gassen und Sträßchen, in denen kleine zweistöckige Häuschen dicht aneinandergereiht stehen. Hier wohnen und arbeiten die Menschen, hier findet das Leben draußen statt, hier sieht man tatsächlich auch noch - in der Regel alte - Menschen im Pijama. Hier herrschten kein Glanz und keine Pracht der Glasbauten von Pudong, hier herrschten Armut, Einfachheit und - vielleicht - ein Stückchen chinesische "Normalität". Kein Wunder, dass sich bei uns nun die gesamte Gefühlspalette zwischen Erstaunen, Beeindrucktsein und Entsetzen breit machte.
Immer wieder höchst gemischte Gefühle erzeugten die diversen Imbissangebote, deren Azeptanz in der Nase des Westeuropäers von lecker bis absolut ekelerregend reicht. Wir entdecken die "berühmten" angebrühteten Hühnereier in Lake ebenso wie die armen, an den Füßen zusammengebundenen Enten, eingepfercht in engen Käfigen, die dann vermutlich später irgendwo als "Kanton-Ente" als leckere Spezialität serviert werden. Das war "nix für uns", darüber waren wir uns schnell einig, zumal dann, wenn man die schmuddeligen Kochstellen auf der Straße oder im schmalen Hauseingang betrachtet, bei denen der Begriff Hygiene sicherlich keinen sehr hohen Stellenwert hat.
n der Fangbang Lu (Old China Street) war das Gefühlschaos schnell wieder vergessen, wurden wir jetzt doch in eine chinesische Zauberwelt hineinversetzt. In hochwertigem Ambiente, mit den bekannten roten Laternen verziert, reihten sich hier kunstgewerbliche und andere kleine Geschäfte aneinander, Händler, für die das im Basar übliche Feilschen nicht mehr regelmäßig an der Tagesordnung war.
Im Zentrum dieses Terrains reihten sich pagodenähnliche Häuser im bekannten chinesischen Stil aneinander und umsäumten einen kleinen Teich, in dem sich Goldfische und Kois tummelten. Über eine Zickzackbrückeführte der Weg in das chinesische Teehaus Huxinting, dem auch wir einen Besuch abstatteten. An einem kleinen Erkerfensterchen sitzend, den Blick gerichtet auf den Teich und die schönen klassisch-chinesischen Häuschen genossen wir jeweils ein Kännchen Tee (zu unglaublichen - hohen - Preisen!), und bekamen hierzu ein paar chinesische Köstlichkeiten spendiert, die wir leider stehen lassen mussten.
Absoluter Höhepunkt unserer Altstadttour war schließlich der Besuch des Yu Yuan Garden, des "Garten der Zufriedenheit". Welch eine abwechslungsreiche Szenerie! Ein Wechselspiel von Fels und Wasser, von Unregelmäßigkeit und Symmetrie. Ein stimmungsvoller Goldkarpfen- und Seerosenteich. Unterschiedlichste Formen von Fenstern, Wandelgängen, Hallen und Pavillons, und nicht zu vergessen natürlich die berühmte Drachenmauer. Kleine Brücken führten über den Teich, ein künstliches Felsgebirge türmten sich auf, mit jedem einzelnen Blick wurde man neu überrascht durch eine weitere kunstvoll angelegte Gartenanlage und kleine Tempel. Diese heutige Form des Gartens ist Kaufleuten des 18. und 19. Jahrhunderts zu verdanken, die die bereits im 16. Jahrhundert erstmals angelegte Gartenanlage im verwilderten Zustand kauften und ihre Versammlungs- und Wohnräume einrichteten. Wir fühlten uns trotz vieler Touristen wohl hier und genossen es auf den Spuren der alten Kaufleute zu wandeln.
Der Abend gehörte dann nochmals den Cool Docks, wo wir die chillige Abendstimmung im Restaurant "The Rock" genossen, um dann den Rest des Abends sowie den Schluss dieses leider nur sehr kurzen Shanghaitrips in unserer Hotelbar zu genießen.
Die nächtliche Fahrt hinauf auf den Jin Mao Tower sowie hinauf auf den "Flaschenöffner" müssen wir wohl auf eine spätere Reise verschieben, denn an diesem wolkigen Tag hätten wir nachts vermutlich nur auf ein Wolkenmeer geschaut.
Diese Reise war viel zu kurz und ist durch den Flugbegleiterstreik der Lufthansa zusätzlich belastet und gekürzt worden Diese Reise kann daher allenfalls als kurzes Reinschnuppern in das "Reich der Mitte" gewertet werden, was uns von Anfang an klar war. Wir haben uns im Vorfeld auch deshalb nicht viel mit der umfassenden Historie des Landes auseinandergesetzt. Doch haben wir gelernt, dass dieses Land es wert ist auch geschichtlich bewertet und besucht zu werden.
Wir haben uns im Rahmen unserer Besichtigungen viel von unserem Bauchgefühl leiten lassen, haben aber dennoch ungemein vielfältige Eindrücke mit nach Hause genommen. Wir sind auf ein Land und auf ein Volk der Gegensätze gestoßen, vieles war uns fremd, ungewohnt und deshalb "merkwürdig". Wir haben Begeisterung gefühlt und Befremdung. Wir haben - unter Beibehaltung aller notwendiger Kritik - Vorurteile über Bord geworfen und sind neugierig geworden. Neugierig auf die Geschichte und Kultur dieses unglaublichen Landes; neugierig auf das Kennenlernen der unvorstellbaren Potenziale, die dieses Land in sich trägt.
Und wir sind uns sicher: dies wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein.
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