3-Mädels in Hamburg (2009)


1. Hallo Hamburg

Während wir bei strömenden Regen bayerischen Boden verlassen hatten erwartete uns in Hamburg ein heiterer Himmel mit Frühlingswetter, mit zwar heftigem Wind, aber dafür doch mit Sonnenschein. Wir fuhren vom Airport Hamburg mit der S 1 in Fahrtrichtung Wedel ca. 25 Minuten bis zur Haltestelle Stadthausbrücke. Und als wir aus dem Untergrund auftauchten und uns zu orientieren suchten sahen wir es bereits. Das Steigenberger Hotel, auf der Fleetinsel mitten im Zentrum der Stadt gelegen, in dem wir uns für die kommenden zwei Nächte eingenistet hatten. Wir hatten dort zu dritt ein "Standardzimmer" gebucht, das mit seinen satten 39 qm genügend Platz für uns drei Mädels bot. Jetzt war es allerdings gerade mal 9.30 Uhr, unser Zimmer noch belegt, so dass wir den Check-in zwar erledigen konnten, unser Gepäck jedoch vorab im Hotel deponieren musten. Was natürlich kein Problem war, Hamburg wartete auf uns, und wir freuten uns darauf die Stadt zu erobern.


Nachdem wir ohne großes Frühstück zu unserem frühen Flug aufgebrochen waren waren wir hungrig und strebten als erstes ein Frühstückslokal an. Allerdings gab es zuvor noch wichtige Aufträge zu erledigen.  In Vorfreude auf Hamburg hatte ich mir nämlich am Vortag noch in Erlangen eine Sweatjacke erstanden, die unbedingt mit nach Hamburg sollte. Doch leider hatte man im Geschäft übersehen das Sicherheitsetikett zu entfernen, und wenn ich die Jacke jetzt tragen wollte, musste ich mich zuerst von diesem Brandzeichen befreien lassen. Es war schon lustig als wir am Eingang der Galleria Kaufhof in Hamburg durch ein schrilles Piepsen empfangen wurden. Die Verkäuferin an der Kasse hatte jedoch ein Einsehen, erlöste mich, und nun konnte auch ich dem kühlen Wind Hamburgs trotzen. 

Zwischenzeitlich war es 10 Uhr vorbei, unsere Mägen machten sich laut bemerkbar, und da wir nun schonmal da waren fuhren wir hinauf ins Kaufhof-Restaurant und labten uns mit einem zwar nicht übermäßig opulenten, aber doch ausreichend leckeren Frühstück, bei dem natürlich auch der Prosecco nicht fehlen durfte. Auf diese Weise gestärkt eroberten wir die Fußgängerzone, das Rathaus, die Alsterarkaden und den Jungfernstieg, bis uns gegen 13 Uhr ein Anruf der Hotelrezeption erreichte, der signalisierte, dass unser Hotelzimmer bezugsfertig sei. 

Da es nur kurze Wege zum Hotel waren holten wir unser Gepäck und richteten es uns im Zimmer 318 gemütlich ein. Die Bettfrage war per Los schnell geklärt, und da wir wegen zweier Nächte nicht groß auspacken wollten, waren nach einem kurzen Auffrischen recht flott  wieder für den Erkundungstrip Teil II bereit.

 

Gegen 13.30 Uhr waren wir wieder auf Achse und unser Weg führte uns zunächst Richtung Binnenalster, die wir dank der geniale Lage unseres Hotels bereits nach einem kurzen Fußweg von nur 10 Minuten erreichten.Rita und ich gönnten uns in memoriam USA einen leckeren Starbucks-Take-Away-Cappucchino, den wir dann auf einem Spaziergang rund um die Binnenalster genossen. Viele Touris hatten dieselbe Idee wie wir, doch auch die Hamburger selbst nutzten den herrlichen Sonnenschein und belagerten die Bänke und Grasflächen rund um die Alster. Der Wind war zwar weiterhin kühl, doch die Sonne wärmte uns und ließ Frühlingsgefühle erwachen.

Den Stadtplan immer fest im Auge und im Gottvertrauen auf unser intuitives Navigationssystem peilten wir unser nächstes Ziel an. Das Kontorhausviertel, das sich zwischen der Mönckebergstraße und der Speicherstadt erstreckt. Dank ihrer massiven Bauweise haben viele der Kontorhäuser den zweiten Weltkrieg überstanden, bestehen sie doch aus einem Stahlbetonskelett und hart gebranntem Backstein, dem für Hamburg so typischen dunkelroten Klinker. So flanierten wir vorbei am Sprinkenhof in der Burchardstr. 4-6, der bei seiner Fertigstellung (nach fast 20jähriger Bauzeit) als größtes Bürogebäude der Welt galt. Wir bewunderten das Chilehaus, das gleich gegenüber dem Meßberghof liegt, und  wir freuten uns an der Lebendigkeit der Fassade mit den senkrechten Klinkerverzierungen, die im Sonnenlicht glitzerten. Und wir sahen die prächtige Fassade des Hauses Große Bäckerstr. 4, die in meinem Reiseführer als "Geheimtip" angepriesen wurde. Und dieser Tip erwies sich in zweifacher Hinsicht als grandios. Denn gleich daneben stießen wir auf ein kleines italienisches Restaurant mit dem klingenden Namen "Dolce Vino", in dem wir uns nach so viel kulturell-geistiger Kost auch wieder den irdischen Genüssen widmeten.

Gut gelaunt und mit vollen Mägen bewegten wir unsere zwischenzeitlich schon etwas schwer gewordenen Füße Richtung Hotel, das wir dank der zentralen Lage wiederum nach einem Fußweg von einer knappen Viertelstunde erreichten. Wir telefonierten mit zu Hause (und nahmen vergnügt zur Kenntnis, dass es in bayerischen Gefilden offenbar gar garstiges Wetter gab!), betteten unsere angemüdeten Leiber in die bequemen Betten, um uns ab 19.00 Uhr Richtung St. Pauli auf den Weg zu machen.

Schon von zu Hause aus hatten wir für den heutigen Freitag als unseren ersten Hamburg-Tag als Abendprogramm das St. Pauli Musical "Heiße Ecke"  im "Schmidts TIVOLI" vorgebucht.Wir hatten einen tollen Platz an einem kleinen Tisch in der zweiten Reihe, und als wir eintrafen erfreuten wir uns an dem heimlichen Stil dieses kleinen Theaters. Das Theater war bereits gut gefüllt und wir waren in froher Erwartung auf das, was uns der Abend bieten würde.

Thema des Musicals waren die Licht und Schattenseiten von St. Pauli und der Reeperbahn, die mit dem gehörigen Schuss Humor und mitreißenden Melodien dargeboten wurden. Das Musical präsentierte das Stadtviertel St. Pauli - so das Theaterprogramm - mit "Figuren und Geschäftsgeschichten, die das pralle Leben beschreiben - zwischen der Liebe fürs Leben und der, die nur 100 € lang dauert. Einheimische und Touristen, Huren, Transen und Zuhälter - zur "Heißen Ecke", einem Stand mit der besten Currywurst der Welt kommen sie alle"....

Und der Abend hielt was er versprach, die Aufführung war einfach nur großartig. So witzig, dass man Tränen gelacht hat. So kitschig, dass man Tränen weinen könnte. Charmant und sexy, offen und ehrlich, aus der Gosse und über sie. Perfekt besetzt, mit eingängigen Songs, originäre Sprüche, die Bühne ein richtiger Hingucker. Die Schauspieler überzeugten mit einer  unglaublich charismatischen Spielfreude und präsentierten ihrem Publik eine wunderbare Liebeserklärung an die "geile Meile". Wir haben hier ein pralles Unterhaltungstheater erlebt, das einfach nur gute Laune machte. 

Gegen 22.30 Uhr war die Vorstellung zu Ende, und da wir nun schonmal vor Ort waren und nachdem wir gerade so anschaulich mit St.-Pauli-Geschichten konfrontiert waren, machten wir noch selbst eine Runde auf der Reeperbahn. Die Straßen waren von Menschen überfüllt, und es zeigte sich bald der Unterschied zwischen Theater und Realität. Wir wandelten noch einmal über die "Große Freiheit", machten am "Dollhouse" die Hälse lang, um einen Blick auf die Table-Dancerinnen zu erhaschen, doch die laute Musik, die Enge und der Lärm reizten uns nicht. Vielleicht waren wir auch einfach schon zu lange auf den Beinen und von Reizen überflutet. Auf jeden Fall konnten uns die Bars und Kneipen nicht locken, und so machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel, das wir gegen 24 Uhr wieder erreichten.

 

An schlafen war jetzt aber immer noch nicht zu denken. Wir waren zwar müde, doch auch irgendwie aufgedreht von den Ereignissen des Tages und dem fetzigen Musical, und so wollten wir noch nicht wirklich das Licht ausmachen. Wie gut, dass wir am Vormittag, als wir auf unsere Zimmer gewartet hatten, Wein und Knabbermaterial gekauft hatten. Das musste jetzt dran glauben. Und da ich vorausschauend einen Korkenzieher im Koffer hatte war die Flasche - Rita sei Dank - schnell geöffnet, und wir saßen noch gemütlich im Zimmer zusammen, quatschten, lachten, knabberten.... bis wir um 1.00 Uhr völlig geplättet in unsere Betten sanken und in einen erholsamen Schlaf fielen.

 

Es war ein schöner Tag, ein toller Tag, und weitere würden folgen.

2. Hafengeschichten u.a.

Es war circa 8:00 Uhr als ich mit meinem Badprogramm begann. Bei drei Mädels dauert es schon eine Weile, bis alle ihre Morgentoilette erledigt haben.Und circa 9.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Frühstück. Bereits gestern hatten wir ein Lokal aufgetan, in dem wir den Tag beginnen wollten. Unser Weg führte uns wieder direkt über den Jungfernstieg durch die Alsterarkaden hin zur Binnenalster, wo wir im Alex - Alsterpavillon einen schönen Frühstückstisch fanden. Wir buchten für uns die Teilnahme am Frühstücksbuffet, wo nicht nur ein super leckerer Milchkaffee in riesiger Suppentasse serviert wurde, auch das Frühstücksangebot war reichhaltig und vielseitig, so dass es ein würdiger Einstieg in den Tag wurde.

Nachdem wir uns gestärkt hatten ging es weiter mit dem Programm. Heute war der Hamburger Hafen angesagt. Mein Reiseführer schreibt zum Hafen: "Am Hafen schlägt Hamburgs Herz, hier liegt das Tor zur Welt. Der Hamburger Hafen zählt zu den wichtigsten Warenumschlagplätzen der Welt." Auch das Wetter war heute strahlend, kein Wölkchen hatte sich am Himmel verirrt. Die Luft war heute etwas wärmer noch als am Freitag, nur der Wind war immer noch kühl. Aber insgesamt war es sicher ein perfekter Tag für eine Stadtbesichtigung. Mit der oberirdisch verlaufenden U-Bahn-Linie U 3 starteten wir von der Haltestelle "Rödingsmarkt" (natürlich direkt am Hotel gelegen),  um an den Landungsbrücken direkt am Elbufer auszusteigen. Wir waren noch keine zehn Schritte gegangen, ohne dass uns schon zahlreiche "Skipper" für die Teilnahme an einer Hafenrundfahrt  ansprachen und werben wollten. Natürlich wollten auch wir diese klassische Hafenrundfahrt unternehmen, würden wir doch so einen ersten Eindruck und Überblick über die Größe und Bedeutung des Hamburger Hafens erhalten. So hatten auch wir schließlich unsere Tickets in der Tasche und es war gegen 12 Uhr, als sich unser kleines Schiff endlich in Bewegung setzte und wir die Containerschiffe aus der Nähe sehen konnten. 

Als ein besonderes Higholight erlebten wir die erst am 04.04.2009 auf den Namen "Aida Luna" getaufte jüngste Tochter der Aido Flotte, die in erst wenigen Tagen zu ihrer Jungfernfahrt in die Ostsee aufbrechen würde. Bei herrlichem Sonnenschein genossen wir die Fahrt mit beeindruckenden Einblicken und Ausblicken auf die Containerschiffe, Rheedereien, Werften und die wunderschöne "Skyline" von Hamburg, begleitet von heiteren und mehrdeutigen hanseatischen Kommentaren unseres Kapitäns.

Um 13 Uhr hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Nächstes Ziel war nun "Harrys Hafenbasar" in der Erichstr. 56. Dort gründete im Jahre 1954 der ehemalige Weltenbummler "Harry" seinen Basar und sammelte über Jahrzehnte bis zu seinem Tod im Jahre 2000 so ziemlich alles zusamen, wonach ihm der Sinn stand. Bei einem Eintritt von 2,50 € (die bei einem Einkauf mit dem Kaufpreis verrechnet werden) kann man die "Schatzkammern" im Erd- und Untergeschoß besuchen und damit viele sehenswerte Kuriositäten aus aller Welt bewundern, wobei Kitsch und Kunst  nahe beinander liegen.

Nach einer kurzen Kaffeepause am Hafen, beschienen von einer wärmend gegen den Wind ankämpfenden Sonne, genossen wir einmal mehr leckeren Milchkaffee und machten erste Erfahrungen mit Hamburgs "Alsterwasser", um uns dann der nächsten Hafenetappe zu nähern. Das Museumsschiff "Cap San Diego" war unser Ziel,  das als weltweit größter fahrtüchtiger Museumsfrachter gilt, und dessen Kabinen zumindest teilweise auch für Übernachtungen gebucht werden können. 

Bei einem Rundgang konnten wir die Kammern und Messen der Seeleute besuchen und den Maschinenraum einsehen. Leider war die Kommandobrücke geschlossen, da an diesem Samstag eine Hochzeit auf dem Schiff gefeiert wurde und die Örtlichkeiten privat genutzt wurden. Schade, da wäre ja nun doch noch interessant gewesen.

Zwischenzeitlich war der Nachmittag schon wieder recht fortgeschritten, doch wollten wir auf alle Fälle noch St. Michaelis Kirche besichtigen. Vor allem auch den Turm besteigen, denn  bei dem wunderbaren Sonnenwetter mit stahlblauem Himmel musste es eine hervorragende Aussicht auf die Stadt geben. Und welch eine Überraschung: auch hier fand gerade eine Hochzeit statt als wir ankamen, und so dauerte es eine Weile, bis wir unsere Tickets in Händen hielten. 452 Stufen führten zur Aussichtsplattform des Turmes, den die Hamburger liebevoll "Michel" nennen und zu Hamburgs Wahrzeichen wurde. 

 

 

Es war zwar anstrengend diese vielen Stufen nach oben zu erklimmen, doch lohnt sich die Anstrengung. Die Aussicht von hier oben war gigantisch, und vieles, was wir in den letzten beiden Tagen bereits besichtigt hatten konnten wir wiedererkennen und aus neuer Perspektive bewundern. Kein Zweifel, der Aufstieg hatte sich mehr als gelohnt

Auf dem Weg zurück ins Hotel machten wir noch einen kurzen Halt in den am "Michel" angrenzenden "Krameramtsstuben". Die winzigen Fachwerkhäuser, puppenstubenmäßig herausgeputzt, in denen sich heute kleine beschauliche kunstgewerbliche Geschäfte, Galerie, Antiquariat und Restaurant befinden, dienten einst den Witwen der Kramer als günstige Bleibe im Alter und geben somit ein Beispiel für sozialen Wohnungsbau im 17. Jahrhundert.

Es war in etwa 17:00 Uhr als wir wieder an unserem Hotel ankamen. Wir waren hungrig, und da wir bereits von zuhause aus für den Samstag ein Abendprogramm gebucht hatten, galt es die Zeit gut einzuteilen. Wie gut, das direkt gegenüber dem Hotel eine schöne Kneipe war, die uns jetzt zum Abend Essen einlud. Wir fanden ein sonniges Plätzchen im Garten und genossen es, unsere müden Gliedmassen auszuruhen. Die Küche der "Ständigen Vertretung", die sich als "Orginal Kölner Brauhaus" bezeichnete, war deftig. Und so bestellten wir Currywurst Marke" "Kanzler" (Rita) sowie Ofenkartoffeln (Babsy), und meine Wenigkeit einen vegetarischen Flammkuchen, die allesamt lecker waren und zusammen mit einem Franziskaner Weißbier ganz prima mundeten. Nach dem Essen gingen Babsy und ich zurück ins Hotel um noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, während Rita sich nochmal in die Fußgängerzone ins Getümmel begab, um für ihre Tochter ein nettes Mitbringsel aus Hamburg zu finden und einzukaufen. Bis 20:00 Uhr, bis zu Beginn des Kabarettprogramms, war schließlich noch genügend Zeit. Dachten wir....

Für den Abend hatten wir Karten für Hamburgs Kulturdampfer besorgt, ein in Hamburg fest verankertes Theater-Schiff an der Holzbrücke 2, also wieder nur wenige 100 m vom Hotel entfernt (www.theaterschiff.de). So gingen wir - berechtigt - davon aus, dass es ausreichen würde, wenn wir das Hotel um circa 19:30 Uhr verließen. Gesagt getan. Die Karte in der Hand, in Sachen Orientierung schon etwas mutiger geworden, folgten wir dem Weg Richtung Speicherstadt, liefen dann aber versehentlich in der Deichstraße in die falsche Richtung. Bis wir "Das Schiff" schließlich erreichten war es 19:45 Uhr. Immer noch in der beruhigenden Annahme unendlich viel Zeit zu haben war es schnell Schluss mit der Gemütlichkeit, als Babsy auf einmal mit Entsetzen in der Stimme ausrief: "Das fängt ja schon um 19:30 Uhr an!!!!"  Wir schauten uns an, entgeistert, fingen anzulaufen, und tatsächlich, da stand es, 19:30 Uhr, Beginn der heutigen Vorstellung des Kabaretts "Schwarze Grütze" aus Potsdam. So ein Sch... Jetzt hatten wir extra Plätze in der vordersten Reihe gebucht, doch  nachdem wir nun zu spät dran waren, mussten wir, um die anderen nicht zu stören, in der letzten Reihe Platz nehmen. Egal, wir fügten uns  in unser Schicksal und genossen zumindest den ersten Teil der Vorstellung schicksalsergeben von den hinteren Plätzen aus und hatten viel Spaß an der unterhaltsamen und spritzigen Darbietung der beiden Kabarettisten. Nach der Pause natürlich nahmen wir unseren Logenplatz ein und konnten dann dem Geschehen aus nächster Nähe folgen. Es gab viel zu lachen, wir hatten unseren Spaß, und es war circa 22:00 Uhr als wir das Schiff verließen, immer noch den Kopf schüttelnd, wie dumm wir gewesen sind, was den Beginn der Vorführung anging. 

Als Nächstes stellte sich die Frage wohin wir noch zu einem Absacker gehen könnten. Nach unserem Irrweg durch die Deichstraße erinnerten wir uns an viele nette kleine Lokale, die wir jetzt nochmal aufsuchen wollten. Allerdings zeigte es sich sehr schnell, dass es sich  hier um teilweise sündhaft teuere Speiserestaurants handelte, weniger um Bars oder "normale" Bierkneipen, wie wir eine suchten. Doch letztlich hatten wir doch noch Glück, als wir an einer Bar mit dem Namen "Sidi Bou Bar" vorbei kamen. Nachdem es für eine Bar noch früh am Abend war, nämlich kurz nach 22:00 Uhr, war es kein Problem einen Platz zu finden. Wir waren zwar nicht die ersten, aber es waren doch noch sehr viele Tische frei. Dies war auch vielleicht der Grund warum die Chefin des Hauses sich so so gut gelaunt und gesprächig um uns kümmern konnte, und auch der Barkeeper, dem Babsy den Namen "Paul McCartney" verpasste, suchte das Gespräch mit uns. Nach ein bißchen Hin-und-Her-Geplänkel hatten wir endlich unseren wohlverdienten Caipi bestellt, quatschten und lachten zusammen, bis wir gegen 24 Uhr wieder ins Hotel zurückkehrten.

3. Speicherstadt & more...

Heute war schon der letzte Tag dieses schönen Wochenendes und um 8.00 Uhr war Aufstehen angesagt. Wir hatten alle drei wieder super gut geschlafen und es dauerte bis ca. 9.30 Uhr bis wir alle wieder herausgeputzt waren, die Koffer gepackt und der Checkout im Hotel erledigt. Gut, dass wir unser Gepäck im Hotel einstellen und unbelastet in diesen Sonntag gehen konnten. Ziel waren heute die Hamburger Hafencity sowie die Speicherstadt.

Wie bereits gestern Abend führte uns unser Weg am Theaterschiff vorbei über die Brooksbrücke, weiter über die Magellan Terrassen mit dem Traditions-Schiffahrts-Hafen, dem Pavillon der Elbphilharmonie, hatten aber - verfressen wie wir sind - das nicht unbeachtliche "Problem", dass wir nirgends eine geeignete Frühstücks-Gastronomie fanden. Aber ein frischer Kaffee musste natürlich sein, da waren wir uns einig, und so waren wir froh, als wir gegen 10.00 Uhr in einer Bäckerei mit Cafebetrieb und dem nordisch klingenden Namen "Dat Backhus" einkehren konnten. 

Das dort servierte Frühstück war zwar nicht Weltklasse, aber trotzdem gut und sehr ausreichend. Das würde eine Weile anhalten, da waren wir uns sicher. Gegen 11.00 Uhr waren unsere Mägen gefüllt und weiter ging`s in Richtung Hafencity, wobei wir als erstes den View Point ansteuerten. Von diesem Turm aus gab es einen ersten Überblick über die Projekte vom Dalmannkai über das Überseequartier mit dem Cruise Center bis hin zum Magdeburger Hafen und nach wie vor über gigantische Baugruben für die künftigen Haltestellen der neuen U-Bahn.

Auch wenn Sinn und Unsinn der "Hafencity" unter den Hamburgern weiter umstritten sind, für uns als Touris war es imposant und erstaunlich, welch toller moderner Stadtteil hier im Entstehen ist. Dort wo auf einer bebaubaren Fläche von 155 ha Ende der neunziger Jahre noch Baracken standen und Frachtschiffe entladen wurden, sollen nach Abschluss der Bauarbeten immerhin 40.000 Arbeitsplätze und Wohnraum für 12.000 Menschen entstehen. Natürlich wird es noch viel Zeit und Geld Kosten, bis die Infrastruktur hier so weit gediehen ist, dass man von einem richtigen Stadtviertel reden kann. Und sicher wird der so hoch gepriesene Wohnraum eher für Menschen mit hohem Einkommen erschwinglich sein. Aber das Viertel zeugt bereits jetzt von weltoffener Eleganz, lädt ein zum Verweilen und zum Flanieren, vermittelt großstädtischen Flair auf hohem Niveau.

Wir verließen den View Point und spazierten weiter über die Marco-Polo-Terrassen hinüber zum Kaiserkai, der an modernen, puristisch eleganten Wohnhäusern und Cafes vorbei, immer am Wasser entlang stadteinwärts führte. Überall auf dem Weg begegneten uns schlendernde Menschen, die die Sonne am Wasser genossen, Bänke luden zum Ausruhen ein, alles war hell, bunt und freundlich. Schade, dass wir so wenig Zeit hatten, denn eigentlich wäre das jetzt der richtige Moment, sich der wärmenden Frühingssonne hinzugeben. Doch wir hatten ja noch viel vor.... 

An der immer noch im Bau befindlichen Elbphilharmonie angekommen verließen wir die Hafencity und starteten Am Sandtorkai mit der Erkundung der Speicherstadt. Und weil es gerade so schön auf unserer Laufstrecke liegt besuchen wir das Gewürzmuseum "Spicy"s", ein kleines privat geführtes Museum in einem der alten Speichergebäude, in dem es um das Würzen und um Gewürze geht. Hier hat man Gelegenheit Gewürze zu schmecken, zu fühlen, zu riechen und kann gleichzeitig die atmosphärischen Besonderheiten dieser Speichergebäude nachempfinden. 

Das ganze Gebiet der Speicherstadt, in der sich ein roter Backsteinbau an den anderen reiht, ist nicht riesig, nämlich gerade mal 1,5 km lang. Doch das, was dem Betrachter hier geboten wird ist unglaublich beeindruckend. Die Gebäude der Speicherstadt sind allesamt so angelegt, dass alle Speicher von der Straße und von der Wasserseite beladen werden konnten.  So sind die Gebäudereihen umrahmt von malerischen Fleeten, die mit kleinen Barkassen durchfahren werden können. Auch heute noch wird in den Häusern mit Waren gehandelt, in auffälliger Häufigkeit auch Teppiche gelagert, und es ist ein Glücksfall, dass wir an diesem Sonntag beobachten konnten, wie ein Teppich mit einem Außenkran von einem oberen Speicherboden nach unten befördert wurde.Dass hier v.a. unter der Woche arbeitsame Betriebsamkeit herrscht kann man sich gut vorstellen. Wir entdecken Firmenschilder von Teppichhändlern aus Afghanistan, Spediteure, moderne Reisebüros oder Fernsehstudios, die sich als neue Mieter in den alten, liebevoll rekonstruierten oder renovierten Speicherhäusern niedergelassen haben.

 

Der Charme der Speicherstadt zeigt sich v.a. in den Details, Verzierungen an den Fassaden, Türmchen, Erkerchen, kleine Brücken und Stege und vieles mehr. Dazwischen immer wieder kleine Cafes, die zum Verweilen einladen. Wir erleben hier einen fast magischen Ort, der mit fast jedem Blick ein neues Geheimnis preisgibt und neugierig macht auf weitere "Entdeckungen".

 

Begeistert von den Eindrücken in der Speicherstadt führte uns unser Weg nun weiter Richtung Nikolajkirchturm am Hopfenmarkt, den wir schon aus weiter Ferne in den gnadenlos blauen Frühlingshimmel hereinragen sehen. Im 2. Weltkrieg brannte die riesige Kirche aus, nur der 147 m hohe Turm hielt den Bombenangriffen stand. Der Turm ist heute das zentrale Hamburger Kriegsmahnmal, dem auch ein Dokumentationszentrum angegliedert ist.

Auf dem Weg Richtung Turm entfaltete sich dann unter uns dreien eine regel Diskussion darüber, ob wir den Turm über die Treppe erklimmen sollten, oder aber, ob wir eine möglicherweise vorhandenen Lift benutzen sollten. Schließlich steckten uns die über 400 Stufen des "Michels" noch in den Knochen. Wir hatten gerade beschlossen sportlich zu sein, als uns der freundliche Mann an der Kasse berichtete, dass es am Nikolajturm nur eine Nottreppe gab, dass der normale Tour dagegen per Panorama-Aufzug 75 Meter nach oben transportiert werde. Oh, so ein Pech, wir wären ja soooo gerne zu Fuß gegangen. Doch die Auffahrt mit dem Aufzug, dessen Kabine mit großen Glasfronten versehen war, war superschön. Der Lift trug uns nach oben und offenbarte von Sekunde zu Sekunde neue Ausblicke auf die Stadt, die sich letztlich von oben aus in voller Schönheit vor uns ausbreitete. Wir genossen die verschiedene Ausblicke bis hin zur Außenalster, auf der sich eine Vielzahl von kleinen Segelschiffchen tummelte, besuchten anschließend das Dokucenter, und stellten mit Blick zur Uhr fest, dass unser Wochenende sich dem Ende zuneigte.

Noch war allerdings etwas Zeit, wir spazierten zurück zu den Magellan-Terrassen, und mit Blick auf den Traditions-Schifffahrts-Hafen gönnten wir uns ein kleines Sonnenbad. Unsere Seelen baumelten friedlich vor sich hin, bis wir um 15 Uhr wieder Richtung Hotel aufbrachen. In der "Ständigen Vertretung" (Kölner Brauhaus) gab es noch was deftiges zu futtern, bis es um 16 Uhr zum erstenmal Abschiednehmen hieß. Rita musste zum Airport, nachdem ihr Rückflug dummerweise um zwei Stunden vorverlegt worden war. Aber egal, wir waren uns einig, es war ein rundum gelungenes, heiteres und kurzweiliges - ein perfektes -Wochenende, an das wir uns auch in den nächsten fünfzig Jahren noch lange erinnern würden.

Als Rita abgefahren war sahen wir in die Rücklichter der S-Bahn und fühlten uns ein wenig wie die 10 kleinen Negerlein. Babsy und ich hatten jetzt noch zwei Stunden Zeit, und die nutzten wir mit einem Spaziergang um die Binnenalster, mit Sonnenstop und Starbucks-Cappucchino, bis wir um 18.15 Uhr selbst in der S-Bahn Richtung Flughafen saßen. Und dann ging alles flott. Gepäck aufgeben, ein wenig Shopping und Geschäfte-Bummeln - und pünktlich hob der Flieger ab Richtung Heimat. Wir flogen durch einen traumhaften glutroten Sonnenuntergang, um bereits nach 50 Minuten am Flughafen Nürnberg wieder zu landen. Welch eine Freude, als wir unseren bereits wartenden Männern wieder in die Arme fielen. Wir hatten ein tolles und erlebnisreiches Wochenende zu dritt verbracht, waren jetzt aber auch wieder froh und glücklich, wieder zu Hause zu sein.

ENDE

 

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