St. Zyprian im Tierser Tal -  Südtirol (2009)


1. Anreise nach St.Zyprian

Eigentlich war vor unserer USA-Reise im September kein weiterer Urlaub mehr geplant. Doch wenn man im beruflichen Umfeld immer mit an sehen muss, wie alle Kolleginnen und Kollegen nacheinander in den Urlaub abdüsen und man selbst eine sooo lange Saure-Gurken-Zeit zu überstehen hat, dann wächst das Gefühl, einfach urlaubsreif zu sein. Und da wir gleichzeitig Landschaftserlebnis, schönes Wetter, Cabriofeeling und Körperertüchtigung miteinander vereinen wollten viel unsere Entscheidung schnell auf Bergwandern in Südtirol. Ray hatte schon im Juni ein schönes Hotel auskundschaftet, und das wollten wir jetzt testen.

So saßen wir am Donnerstag, den 23.07.2009 um 08.30 Uhr in unserem "Blacky" und auf ging die Fahrt ins Tierser Tal, wo der Cyprianerhof und das Rosengartenmassiv auf uns warteten. Die Fahrt war vollkommen problemlos, so dass wir bereits kurz vor 12 Uhr Südtirol erreichen. Um 12.30 Uhr verließen wir bereits die Autobahn, und endlich ergab sich die lang ersehnte Gelegenheit, Blacky mit offenem Dach zu genießen. Bei Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad konnte man das luftige Fahren gut aushalten. Oh ja, so macht Roadsterfahren Spaß. In froher Erwartung fuhren wir die steil ansteigende, sich in vielen Kurven windende Bergstraße  hinauf, genossen den lauen Fahrtwind und die Aussicht auf die vor uns liegenden Tage.

Nachdem wir unser schönes Hotelzimmer in Besitz genommen, die Koffer ausgepackt und eine erste Hotelerkundigung unternommen hatten schnürten wir zum erstenmal in diesen Tagen unsere Wanderstiefel, um die nähere Umgebung zu erkunden. Hinter dem Hotel breiteten sich wie ein blühendes Band die Traunwiesen aus, die wir auf einem kleinen Pfad durchquerten, der uns leicht ansteigend in den Wald hinein führte. Wir genossen den Duft des warmen Holzes, das Singen der Vögel, erfreuten uns an den Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die Spitzen der Bäume fanden, und langsam aber sicher stellte sich Urlaubsfeeling ein. 

Nach nur 15 Minuten erreichten wir die Tschaminschwaige, ein kleines Waldrestaurant mit Sägebetrieb, und  überquerten dort einen kleinen Steg über den Tschaminbach, dem wir ein kleines Stück bachaufwärts folgten. Nach nur wenigen Metern erreichten wir einen Punkt, an dem der Tschamin in kleinen aufeinanderfolgenden Wasserfällen herabbrauste, um sich in einem breiter auslaufenden Bereich wie in einem kleinen See zu sammeln. Das erstaunliche daran war, dass das Wasser dieses "Sees" geradezu unnatürlich "karibisch"blau war, und wir fragten uns, ob diese blaue Farbe einfach durch das eiskalte klare Bergwasser erzeugt wurde, oder ob irgendwelche Mineralien dafür verantwortlich sein könnten.

Leider konnte Ray diesen wunderschönen Nachmittag noch nicht wirklich genießen, muste er doch noch verschiedene geschäftliche Telefonate führen und koordinieren.  Doch auch für ihn wurde es von Stunde zu Stunde ruhiger, so dass wir auf dem Rückweg zum Hotel noch einen Umweg über den Ortsteil (von Tiers) St. Zyprian machten. Ein wunderschöner kleiner Waldpfad, begleitet von einem romantisch rauschenden Bachlauf, führte stetig bergab, an Trimm-Dich-Pfad-Stationen vorbei hinunter in den kleinen Ort. Dort konnten wir in einem kleinen Laden noch Getränke, Batterien und Kartenmaterial kaufen, so dass wir für die kommenden zwei Wandertage gerüstet waren.

Die restlichen zwei Stunden dieses Nachmittags gehörten dem brandneu in Betrieb genommenen Wellnessbereich unseres Hotels, wo wir den Alltag endgültig hinter uns lassen und uns auf die bevorstehenden Wandertage freuen konnten. Eine wunderbare Berglandschaft wartete auf uns, und auch die Wetterprognosen schienen es gut mit uns zu meinen.

 

Zum Abendessen erwarteten uns an einem lauen Sommerabend ein Salatbuffet mit Köstlichkeiten vom Grill, das wir uns munden ließen. Die sich anschließenden Musik mit der Ehrung des "Bergwanderers der Woche" erlebten wir nur noch aus behaglicher und sicherer Ferne auf unserem Balkon bei einem Glas Rotwein und Blick über die Traunwiesen.

2. Wanderung zur Grasleitenhütte (2.200 m)

Der Tag erwartete uns mit blauem Himmel und Sonnenschein, so dass wir früh aus dem Bett kamen und nach einem reichhaltigen leckeren Frühstück bereits um 8.45 Uhr in Bergmontur fertig zum Abmarsch bereit standen.  Unser Ziel war - wie am gestrigen Tag auskundschaftet - die Grasleitenhütte, die es in einem Aufstieg von ca. 1000 Höhenmetern auf dem alten Tschaminweg zu erklimmen galt. Der Wanderweg führte uns wieder über die Tschaminschwaige, die wir ja bereits kennengelernt hatten. Von dort aus absolvierten wir einen recht steilen Anstieg, bis wir nach etwa einer Stunde eine idyllische, von der Sonne durchflutete Lichtung erreichten. Im Schatten am Rand des Tschamins weideten Pferde, während sich die Alm darüber im Morgenlicht präsentierte. Eine kleine Holzblockhütte, Ruhebänke und dekorativ dazwischen getropfte Felsblöcke vollendeten diesen Anblick, der wahre Glücksgefühle auslöste.

Wir genossen diesen idyllischen Ort, machten eine Trinkpause und folgten weiter dem immer steiler werdenden Weg. Zwischenzeitlich kam uns auch "Gegenverkehr" entgegen, der vielleicht auf der Hütte übernachtet hatte oder aber von der andereren Seite aufgestiegen war. Im Großen und Ganzen allerdings war wir geradezu mutterseelenallein unterwegs, und einbrödlerisch veranlagt, wie wir nunmal sind, genossen wir dieses Zwiegespräch zwischen uns und der grandiosen Natur. Auch wenn es immer steiler wurde, der Schweiß floss, die Oberschenkel und Waden anfingen zu schmerzen - was zählte die Anstrengung, wenn man sich auf solch wunderbaren Wegen zu solch schönen Zielen bewegen kann. Wir waren glücklich und zufrieden mit uns und der Welt.


Pünktlich um 12 Uhr, zur Mittagszeit, war es dann so weit. Wir hatten die Grasleitenhütte auf ca. 2.200 m Höhe erreicht. Die Hütte lag noch teilweise im Schatten, es war bisher nur ein Tisch besetzt, es war idyllisch und ruhig. Wir hörten die Krähen schreien, die Bergziegen rufen, und freuten uns auf unseren wohlverdienten Apfelstrudel und Kaiserschmarren. Als wir gegen 13 Uhr wieder aufbrachen war der Zulauf zur Hütte stetig gewachsen, und auch der Weg, den wir genommen hatte, war mittlerweile gut bevölkert. Waren wir froh, dass wir schon so frühzeitig unterwegs waren und somit die Stille der Natur so wohltuend ganz für uns hatten.

Wie immer war der Abstieg fast anstrengender als der Aufstieg, doch dank unserer Hiking-Poles konnten wir auch dieser Herausforderung trotzen. Nachdem unser kleiner idyllischer Wanderpfad vom Vormittag mittlerweise gut bevölkert war erschien er nicht mehr so idyllisch wie gehabt. Doch wenn man sich die Zeit nahm vom Weg hochzuschauen, die Bergwände zu betrachten, sich über blühende Bergblümchen und sprudelnde Bachläufe zu erfreuen, dann fühlte man auch jetzt die Glücksgefühle springen und brodeln.

Wir nutzten den frühen Nachmittag bei einer kleinen Rast auf "unserer" Alm, und noch ein stückchen bergabwärts gönnten wir unsen Füßen einen kurzen Einkehrschwung im eiskalten Gebirgswasser des Tschaminbachs. Das Wasser war wirklich so kalt, dass man keine 10 Sekunden darin verweilen konnte, und selbst nachdem man die Füße wieder aus dem Wasser gezogen hatten fühlte man den Schmerz, den die Kälte auf der Haut hinterließ. Und dennoch: es machte Spaß, in der Sonne zu sitzen, die Berg- und Waldluft zu genießen und zu wissen, an diesem Tag etwas "geleistet" zu haben.

Nachdem unsere Füße wieder frisch waren packten wir wieder unser Ränzel und liefen noch ein gutes Stündchen bergab, wobei wir uns wunderten, wie steil doch v.a. die letzte halbe Stunde gewesen war. Das hatten wir gar nicht mehr so anstrengend in Erinnerung, lag aber vielleicht auch daran, dass wir zu Beginn der Tour halt noch ausgeruht und frisch gewesen sind. Jedenfalls hatten wir um 15.30 Uhr wieder die Tschaminschwaige erreicht, und in Vorfreude auf die immer näher rückende Entspannungsrunde im Wellnessbereich unseres Hotels liefen wir das letzte Stück zügig und zielstrebig. Es war gegen 16 Uhr, als wir das Hotel wieder erreichten, wo wir den Nachmittag bis zum Abendessen mit Kuchen & Espresso, Schwimmbad und Sauna ganz geruhsam ausklingen ließen. Der Abend gehörte dann den kulinarischen Genüssen mit einem leckeren 5-Gänge-Menu und einem ebenso leckeren Fläschlein Rosewein. Oh ja, das Leben kann soooo schön sein.

3. Wanderung zur Kölner Hütte (2.360 m) mit Abstieg über die Hanickerschwaige (1.905 m)

Nachdem es in der Nacht zum Samstag heftig geregnet hatte und auch der Wetterbericht sich in seinen Prognosen nicht so ganz einig war, waren unsere Erwartungen an diesen Tag ein wenig verhalten. Doch als ich um 5.30 Uhr einen ersten Blick aus dem Fenster warf konnte ich schon die ersten Anzeichen eines blauen Himmels erkennen. Hoffnung keimte auf, immer auch noch etwas Skepsis, doch eine Stunde später schien mir die Sache klar zu sein. Hurra, es sah eindeutig nach einem schönen Sommertag mit Sonnenschein aus. Wir würden tatsächlich nochmal einen so tollen Wandertag einlegen können. 

Also raus aus dem Bett, Morgenwäsche, Frühstücken, Rucksack packen, Tour planen - und auf gings mit unserem Blacky zum Nigerpass, wo wir auf einer Höhe von 1.627 m unser Fahrzeug abstellten. Erstes Ziel für den heutigen Tag war die Kölner Hütte (2.360 m). Um ca. 9 Uhr machten wir uns auf den Weg, der zunächst über einen bequemen, stetig ansteigenden Forstweg nach oben führte. Als erstes Highlight erreichten wir eine Alm mit sattgrünen Weideflächen, wo uns wieder einmal eine beschauliche Hütte und eine traumhafte Aussicht begrüßte.

Wir überquerten diesen beschaulichen Flecken Natur und bereits nach wenigen Metern konnten wir spüren, dass die Wege schmäler und der Anstieg steiler wurde. Schritt für Schritt ging es voran, wir überquerten eine weitere Alm, die Mesnerwiesen, und obwohl wir in der Ferne die Kölner Hütte bereits sehen konnten, zog sich die Strecke steil bergan, ohne dass das Ziel unseres Begehrens wirklich näher kam.  Die Mühe des Anstiegs allerdings wurde belohnt durch die klare Bergluft, in der wir uns bewegten, die tollen Ausblicke auf das Latemar- und Rosengartenmassiv, mit Fernblicken nach Meran und Dort Tirol.  Und nicht zu vergessen die vielen Kühe, deren Kuhglockengeläut uns begleitete, und die uns teilweise sogar direkt auf dem Weg vollkommen zutraulich entgegenkamen.

 

Der Aufstieg blieb eine schweißtreibende Angelegenheit, doch wir hatten ja Zeit, konnten immer mal wieder eine Trinkpause einlegen und verschnaufen, genossen die wunderschöne Natur, die in jedem Fall jegliche Mühe wert war.

Um 11.15 Uhr war es dann so weit, wir hatten die Kölner Hütte erreicht, und so wie wir beim Aufstieg die Einsamkeit und die wunderschöne Natur genossen hatten, so traf uns jetzt  gleichsam ein Kulturschock. Denn die Hütte war von Menschenmassen bevölkert, die per Sessellift zur Hütte hoch gekommen waren. In der überwiegenden Zahl handelte es sich um sportliche Menschen mit Kletterausrüstung, die die Kölner Hütte ganz offenkundig als Ausgangspunkt für weitere (Kletter-)Touren, z.B. zum Santner-Klettersteig und zur Santersteighütte gemacht hatten. 

Für Ray und mich war dies allerdings alles viel zu umtriebig, so dass wir bereits nach einer knappen halben Stunde wieder aufbrachen. Unser nächstes Ziel war die Hanickerschwaige (1905 m). Zunächst bedeutete das jedoch den gleichen steilen Weg retour, bis wir auf einem schmalen Pfad wieder die Mesnerwiesen überquerten. Es folgte ein wildromantischer Wald- und Wiesenweg, stetig wechselnd bergauf und bergauf, vorbei an dicht begrünten und mit blühenden Blumen übersäten Hängen, der Blick nach oben gab den Blick auf das Rosengartenmassiv frei, dazu blauer Himmel und Sonnenschein - ein so traumhaftes Fleckchen Natur, welches Ray zu dem Ausspruch veranlasste: "Das ist ein Weg im Garten Eden" - und schöner und zutreffender kann man diesen Teil unseres Weges nicht beschreiben. Was soll ich sagen: wir waren einfach nur glücklich.

Als wir nach diesem beschaulichen Stück Erde wieder den Hauptweg zur Hanickerschwaige erreichten waren schon wieder deutlich mehr Menschen auf Achse. Aber was machte das, der Weg war klasse, bergauf, bergab in regem Wechsel, die Weite der Almwiesen mit traumhaften Ausblicken auf die Laurinswand und die Rosengartenspitze und die Nordwände der Vajoletttürme, was sonst als Glücksgefühle könnten da in einem aufkommen. 

 

Nach einem kurzen aber steilen Abstieg erreichten wir die gemütliche und urige Hanickerschwaige, die zu einer gemütlichen Einkehr und zu einer kurzen Rast einlud. Diese Gelegenheit nützten wir natürlich und genossen einmal mehr leckeren Kaiserschmarren und Pfannkuchen in delikater Kombination mit einem faszinierenden Nahblick auf die Vajoletttürme. 800 Höhenmeter steckten uns bis dahin bereits in den Knochen, der Muskelkater begann zumindest bei mir sich anzukündigen, doch in anbetracht der wunderschönen Eindrücke, die wir auch an diesem Tag in uns aufnehmen konnten, überwog das Glücksgefühl.

Nach einem kurzen aber steilen Abstieg erreichten wir die gemütliche und urige Hanickerschwaige, die zu einer gemütlichen Einkehr und zu einer kurzen Rast einlud. Diese Gelegenheit nützten wir natürlich und genossen einmal mehr leckeren Kaiserschmarren und Pfannkuchen in delikater Kombination mit einem faszinierenden Nahblick auf die Vajoletttürme. 800 Höhenmeter steckten uns bis dahin bereits in den Knochen, der Muskelkater begann zumindest bei mir sich anzukündigen, doch in anbetracht der wunderschönen Eindrücke, die wir auch an diesem Tag in uns aufnehmen konnten, überwog das Glücksgefühl.

Oh je, war das schön, die Wanderstiefel auszuziehen und die frische Luft an den Füßen zu spüren. Wir waren doch rechtschaffen müde, glücklich und zufrieden, und nachdem wir uns im Hotel einen Espresso gegönnt hatten zogen wir uns auf unseren kleinen Zimmerbalkon zurück und genossen die Spätnachmittagssonne und die Ruhe. In Gedanken zogen die schönen Erlebnisse des Tages nochmals an uns vorbei. Schade, dass es morgen schon wieder nach Hause ging.

 

Doch noch war der Tag ja nicht vorüber. Schließlich wartete auch heute Abend wieder ein leckeres 5-Gänge-Menue auf uns. Wir ließen es uns gut schmecken, und da sich durch den Regen der vergangenen Nacht der Dunst aufgelöst hatte erwartete uns heute zum Abschied ein Sonnenuntergang vom feinsten. Ein Anblick wie aus dem Tourismus-Prospekt, nur noch schöner, weil "live" erlebt.

 

Wir ließen den Abend dann ausklingen mit einem Glas Rotwein, blickten zurück auf die vergangenen zwei Tage und waren uns einig, dass wir hier in St. Zyprian und im Cyprianerhof sehr gut aufgehoben waren, und dass wir wiederkommen wollen.

 

Doch erst hieß es Abschied nehmen, wir hatten ja - leider - nur ein verlängertes Wochenende. Und dennoch: schöner kann ein Kurzurlaub vermutlich nicht sein.

4. Abreise

Nachdem dieser Sonntag unser Rückreisetag war konnten wir es zunächst etwas langsamer angehen lassen. Nachdem wir an den zwei vorangegangen Tagen immer relativ früh aufgestanden waren ließen wir uns heute etwas mehr Zeit, packten gemütlich die Koffer, genossen noch ein letztes Mal unser Frühstück, so dass wir gegen 10.30 Uhr unsere Heimreise antraten. Nachdem es erstaunlich wenig Rückreiseverkehr hatten waren wir bereits um 17 Uhr wieder zu Hause und konnten uns einstimmen auf den nahenden Arbeitsalltag. 

 

Was uns bleibt ist der Rückblick auf ein paar wirklich wundervolle Tage in Südtirol und die Aussicht auf den immer näher kommenden Urlaub im September. Ja, wir freuen uns....

ENDE

 

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