Canyon de Chelly - Hope Arch

Nach einem reichhaltigen Hotelfrühstück waren wir um 7.45 Uhr unterwegs in Richtung Visitor Center, wo wir uns Informationen über die möglichen Hikes im Canyon de Chelly holen wollten. Leider war dort um diese frühe Uhrzeit noch alles geschlossen, so dass wir uns mit unseren bereits vorhandenen Informationen und den Info-Aushängen begnügen mussten.

Da wir uns im Navajo-Gebiet befanden und Touren innerhalb des Canyon de Chelly grundsätzlich nur mit Navajo-Guide gestattet waren beschränkten wir uns für den heutigen Tag auf den White House Trail, der als einziger Hike "unguided" erlaubt war. Dieser Hike war nur kurz, gerade mal 2,5 Meilen lang und führte "nur" etwa 200 Höhenmeter hinab in den Canyon. Aber nach den Anstrengungen der vergangenen Tage war uns das grad Recht (meine vom Grand Canyon immer noch strapazierten Wadeln atmeten auf!!!), und wir freuten uns auf einen gemütlichen Hike an diesem sonnigen Spätsommertag.


Und den sollten wir bekommen! Wir starteten um 8.15 Uhr am White House Overlook, wo der Weg über Slickrocks und Fels bergab führte. Der Weg führte in Serpentinen am Rim entlang und bot wunderschöne Einblicke in den Canyon, der uns im Vergleich zum Grand Canyon natürlich winzig klein vorkam. Aber der Weg war gut und einfach zu laufen. Fast nur ein Spaziergang, aber es tat gut, so ganz ohne Anstrengung in dieser schönen Natur unterwegs sein zu können.

 

Noch waren wir ganz alleine unterwegs, und wenn man stehen blieb und lauschte, konnte man der Stille zuhören. Wir genossen die Ruhe und stimmungsvolle Atmosphäre dieses Morgens. 

 

Nach der steinigen Phase erreichten wir den Boden des Canyons und damit einen sandigen Pfad, der immer grüner und von Bäumen und Sträuche begleitet wurde. Wir passierten einen Felstunnel und erreichten grünes Weideland, bebaut mit einem Indianer-Hoogan, der offenbar von indianischen Farmern bewohnt wurde. Fotografieren war hier verboten, was wir selbstverständlich respektierten.

Bereits um 9 Uhr erreichten wir die sog. White Ruins, eine der Ansiedlungen, in denen sich halbnomadische Anasazi-Indianer seit dem 1. Jahrhundert niedergelassen hatten. Dort unten am Canyongrund fanden diese Ureinwohner fruchtbaren Boden und Wasser vor, so dass zum Höhepunkt der Anasazizeit ca. 100 Männer, Frauen und Kinder hier gelebt haben sollen. Eine Infotafel gibt Auskunft, dass das Dorf etwa 60 Räume umfasst habe, erbaut aus Steinblöcken mit Lehm. Es wurde Getreide, Bohnen, Kürbisse und Baumwolle angebaut. Ferner wurden feines Tuch aus Baumwolle, Korbwaren und detailliert verzierte Töpferware hergestellt.

Als wir die Ruins erreichten lagen die Häuschen noch vollkommen im Schatten, so dass wir beschlossen, uns ein wenig niederzulassen und der Sonne zuzusehen, wie sie die Ruins ins rechte Licht rückte. Wir beobachteten in der Zwischenzeit Indianer, die ihre Verkaufsstände aufbauten und verfolgten die indianischen Touristenführer, die im Rahmen gebuchter Canyontours mit ihren Trucks durch die Geschichtsträchtigkeit des Canyons führten. Die Stille, die wir am Anfang unseres Hikes so genossen hatten, wurde so zwar weniger, aber es war ein kurzweiliges, entspannendes und interessantes Treiben, das sich uns bot.

Um 11.30 Uhr hatten wir dann wieder den Parkplatz erreicht - es war inzwischenwieder mächtig heiß geworden - , und weiter ging's nun auf dem South Rim Drive zu den diversen Aussichtspunkten in den Canyon. Am besten gefallen hatte uns hier der Sliding House Overlook, von wo aus man in der Ferne die Reste eines weiteren Anasazi-Dorfes "Sliding House Ruins" bewundern konnte. Und natürlich der Spider Rock Overlook, der sich als DER View-Point überhaupt herausstellte.

Es war einfach wunderschön, wie sich der Spider-Rock, ein ca. 250 m hoher gespaltener Felsturm aus dem Canyongrund in die Höhe reckte, erhaben, stolz und herrschaftlich. Der Mythologie der Navajos folgend lebte hier, auf dem Spider-Rock, die sogenannte Spinnenfrau, die den Menschen das Spinnen beibrachte und deshalb bei den Indianern sehr hohes Ansehen genoß (und noch immer genießt). Dieser majestätische Anblick wurde noch untermalt durch die außergewöhnliche Ruhe und Stille, die die Besonderheit dieses Moments noch unterstrich.

 

Mit vielen malerischen Eindrücken im Herzen verließen wir den Canyon de Chelly, und da der Tag noch jung war und wir uns noch nicht wirklich reif für den Pool fühlten, entschieden wir uns uns auf die Suche nach dem Hope Arch zu machen. Die Koordinaten dazu waren im GPS gespeichert, und so machten wir uns auf den Weg. Dieser führte uns zunächst zurück nach Chinle (und wieder dieser verheerende Eindruck eines absolut furchtbaren Nestes!!!), wo wir nach einer Fahrt von etwa 3 km auf der US 191 nördliche Richtung links in eine Dirtroad abbogen. Dieser Dirtroad folgten wir etwa 7 km. Und diesmal waren wir nicht entsetzt über die vielen Querrillen und Löcher, die uns die Fahrt erschwerten und die uns wieder einmal kräftig durchschüttelten. Sondern wirklich entsetzt waren wir über die Müllhalden, die uns entlang des Weges begleiteten. Hier wurden nicht nur leere Flaschen und sonstiger Alltagsmüll entsorgt. Hier lagen auch alte Waschmaschinen, Kühlschränke und jede Menge anderer Elektroschrott, der die ganze Gegend einfach nur kaputt machte. Kann man hier die Wertschätzung erkennen, die die Indianer ihrem Land entgegenbringen?

Wir setzten trotz dieser Eindrücke unsere Fahrt fort und erkannten in der Ferne wieder rote Felsen, bei denen wir unserZiel vermuteten. Als das Navi das Erreichen des Ziels meldete waren wir erst kurz ratlos, doch bei genauem Umsehen war er dann doch zu erkennen: der Hope Arch, welch wunderschöner Name für diesen wirklich riesigen Steinbogen, den wir auf eine Höhe von 15 Metern mit einer Spannweite von 10 Metern schätzten. Der Arch ist herzförmig, eingebettet in eine riesige rote Felsenwand, diese umgeben von wüstenhaft aridem Gelände - dazu eine fast gespenstige Ruhe, große Hitze - es ist schon ein besonderes Erlebnis "hier" zu sein.

 

Nachdem wir ausgiebig in und um dem Arch herum geklettert waren und seine Schönheit genossen hatten machten wir uns wieder auf den holprigen Rückweg. Wir nahmen zielstrebig Kurs auf in Richtung Holiday Inn, wo wir noch ausreichend Zeit für Relaxtime am Pool hatten. 

 

Ein leckeres Abendessen im hoteleigenen Restaurant rundete diesen herrlichen entspannten Urlaubstag ab.

 

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