El Paso und Juarez:

Ein Ausflug nach Texas und Mexico

Um 8.30 Uhr starteten wir heute in diesen Urlaubstag, der uns über die US 180 auf einer vergleichsweise unspektakulären Fahrt in den Bundesstaat Texas, nach El Paso, bringen sollte. Lediglich die Guadeloupe Mountains belebten ein stückweit die zu bewältigende Fahrtstrecke, und so waren wir froh, als wir bereits gegen 11 Uhr die ersten Ausläufer El Pasos erreichten. Am westlichsten Zipfel von Texas und unmittelbar an der Grenze zu Mexiko gelegen, wurden wir als erstes auf die ärmliche Seite dieser Stadt aufmerksam. Unzählige mexikanische Kleingewerbe, beherbergt in wahren Bruchbuden, schmutzig und verwahrlost, reihten sich aneinander und ließen uns Zeuge werden vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen.

 

Doch dauerte es nicht lange bis wir uns wiederfanden in einem unendlich erscheinenden modernen Gewerbegebiet, in dem sich Outlet an Outlet reihten, Banken, Versicherungen, Supermärkte, Gewerbe jeglicher Colour, moderneWohnsiedlungen und Hotels - eben all das, was man auch aus anderen großen amerikanischen Städten so gut kannte und all das, was auch in El Paso, der sechstgrößten Stadt Texas' mit ca. 650.000 Einwohnern nicht fehlen durfte.

 

36 Grad Celsius zeigte das Thermometer und wir suchten Zuflucht im Cowtown Boots Outlet, welches uns eine unglaubliche Auswahl an Cowboy-Boot präsentierte. Und wir besuchten das  El Paso Saddlebanket, wo das Touristenherz mit allem, was für Cowboyromantik und Mexiko-Klischees steht, aber auch mit hochwertigen Kunstgewerbeprodukten und Antiquitäten zum Stöbern und Einkaufen aufgefordert wurde. Gekauft haben wir zwar nichts, aber es machte Spaß sich hier umzuschauen und sich zu wundern und zu lachen über die teilweise originellen Einzelteile.

Auf der Fahrt weiter Richtung Downtown ließen wir uns beeindrucken von dem grünen Gürtel des die Stadt umfließenden Rio Grande, der dem inmitten der Chihuahua-Wüste gelegenen El Paso einen Hauch von Fruchtbarkeit erteilte. Die Armut des angrenzenden Mexikos hatten wir erstmal vergessen, hier war es sehr schön, super, und auch unser Domizil im Hotel Doubletree by Hilton passte sehr gut zu diesen Eindrücken. 

 

Ursprünglich waren wir ja im Zweifel, ob wir einen Grenzübergang nach Mexiko unternehmen wollten, doch aufgrund der besonderen geographischen Lage und des noch vergleichsweise jungen Tages packten wir unsere Reisepässe ein und machten uns auf den Weg zum Grenzübergang nach Ciudad Juarez. Aufgrund unserer Innenstadtlage konnten wir zu Fuß los und erreichten schnell den Golden Horseshoe District, wo links und rechts der Straßen mexikanische Händler ihre Waren zum Verkauf anboten. Wir kamen uns vor wie auf einem mexikanischen (oder chinesischen!) Markt, von allen Seiten laute Musik, lautes Schreien und lebhaftes Treiben, irgendwie hatten wir uns das ganze Unternehmen anders vorgestellt. Als wir die Passenger Bridge erreichten, die direkt von amerikanischem Boden hinüber nach Juarez führte, machten wir uns auf große Polizeipräsenz gefasst, doch nichts von dem war der Fall. Wir zeigten zwar unsere Pässe und zahlten den symbolischen "Eintritt" von 25 Cent..... und schon waren wir da.

 

Au weia, was für ein Kontrast. Was für ein Alptraum. Wir waren noch keine hundert Schritte gegangen und bereuten es sofort, diesen Weg gemacht zu haben. Bettler, Behinderte, Kranke, sicher auch "Gauner", die mit allen Mitteln versuchten, Geld von uns zu bekommen. Unglaublicher Müll und Gestank, kaputte Straßen und Häuser, Armut wohin das Auge reichte... und dazwischen wir und andere Touris, die aus dem Blickwinkel der meisten Mexikaner wohl aus dem gelobten Land zu kommen schienen. 

Fast automatisch bemühten wir uns, sämtliche Wertsachen fest am Mann bzw. an der Frau zu haben, zu präsent erschienen auf einmal die Kriminalstatistiken, die man aus dieser Gegend kannte. Und es dauerte maximal eine halbe Stunde, bis wir uns dazu entschieden, wieder den Rückweg anzutreten. Der verlief dann auch etwas langwieriger, mussten wir doch beim Grenzübertritt in die Vereinigten Staaten in langer Schlange anstehen, wurden die Ausweise nun detailliertest geprüft, und wir waren einfach nur froh, unsere Füße endlich wieder unter amerikanischer Flagge zu bewegen.

Natürlich war uns klar, dass dieser Grenzbereich der Ciudad Juarez nur einen winzigkleinen Ausschnitt dieser Stadt mit ihren ca. 1,3 Millionen Einwohner darstellt, und sicherlich sind die Grenzbezirke der Stadt - wie überall - die Schlimmsten. Doch dennoch war der Unterschied zwischen den Kulturen einfach nur abstoßend und erschreckend und hinterließ in uns ein Gefühl der Bedrücktheit und der Ernüchterung.

 

Wir erfrischten uns ein wenig, erkundeten den Downtown-Bezirk El Pasos mit seinen gediegenen und modernen Geschäfts- und Bürobauten und genossen die nahezu steril erscheinende Sauberkeitder kleinen Parkanlagen und Straßen.Es war Wochenende und deshalb die Geschäfte, Restaurants und Büros der Geschäftsleute geschlossen, alles verlassen und menschenleer, und es lage nahe, diesen abwechslungsreichen Tag mit einem Shopping-Event in den Outlet Shops "Las Cruces" ausklingen zu lassen. Dort gab es einen Food Court, in dem wir unsere hungrigen Mägen zufriedenstellten, und dort gab es nochmal die beste Gelegenheit, die Mitbringselliste abzuarbeiten. Und dort hatten wir die beste Gelegenheit, vom Shocking-Modus wieder auf den Urlaubsmodus umzuschalten.

Wieder im Hotel angekommen waren wir geschafft von den vielseitigen Eindrücken des Tages, aber auch von der unglaublichen Hitze, die uns auch heute wieder mit Temperaturen um die 40 Grad beglückt hatte. So genossen wir den Abend in unserem angenehm klimatisierten Hotelzimmer und ließen den Tag mit einem herrlichen Ausblick auf die nächtliche beleuchtete Szenerie von Downtown El Paso ausklingen.

 

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