Natural Bridges National Monument

(oder ein langer Reisetag nach Escalante)

Nachdem wir am vorherigen Tag erst spät unser Ziel erreicht hatten gönnten wir es uns auszuschlafen und waren erst ab ca. 09.00 Uhr "on the road again". Jetzt hieß es Abschied nehmen vom Monument Valley, dessen Gesteinstürme sich im Morgenlicht zeigten und hoheitsvoll zu uns herüber grüßten. Unser Ziel war Hanksville und es lag - zunächst - eine Distanz von etwa 270 km vor uns. Und damit das Fahren nicht allzu monoton werden würde hatten wir natürlich auch ein paar Highlights eingebaut. 

Auf dem Weg zum Natural Bridges National Monument passierten wir so die Felsformation des Mexican Hat und fuhren weiter zu unserem ersten Haltepunkt, den Goosenecks. Von unserem Aussichtspunkt aus konnten wir bei einem gleichzeitig genialen Ausblick betrachten, wie sich der - leider sehr schmuddelige - San Juan River - seinen Weg in graues Felsgestein gegraben hat und in seinem Verlauf so die Form eines Gänsehalses angenommen hat. Auch wenn das graue Felsgestein mit dem schmutzigen Flusswasser ein bißchen was bedrückendes hatte, war doch der Ausblick  gleichzeitig monumental und bestaunenswert. Die Vorstellung, mit welcher Kraft sich auch hier die Natur wieder ausgetobt hat, war beeindruckend und in jedem Fall mehr als ein Foto wert.

Nach diesem Zwischenstop führte uns eine schmale Passstraße (Moqui Dugway) mit 10%iger Steigung auf das Colorado Plateau (ca. 2.500 m Höhe). Diese Straße mit einem WoMo unserer Größe zu befahren ist für sich schon ein Abenteuer, von dem - glaube ich - auch Ray froh war, als es bewältigt war. Am Plateau angekommen erlebten wir landschaftlich wieder eine vollkommen andere Welt, da sich auf  einmal riesige grün bewaldete Flächen mit einem Blick bis zu den San Juan Mountains auftaten. 

Nicht nur wir fanden das super, sondern auch die Kühe, die rechts und links der Straße weideten und unsere Aufmerksamkeit aufgrund des regen "Kuhwechsels" wach hielten. Schließlich erreichten wir so nach abwechslungsreicher Fahrt die Ranger Station zum National Bridges NM, zahlten unsere 6 Dollar Eintrittsgeld und machten uns auf die Besichtigungstour von 9 Meilen. Leider konnten wir die Schönheit dieser Gegend größtenteils nur vom Auto aus begutachten, doch nahmen wir uns wenigstens die Zeit, den Sipapu Bridge Trail zu Fuß zu erkunden. Die Sipapu Bridge, sollte schließlich die von den drei hier erhaltenenen Naturbrücken die höchste und größte hinsichtlich ihrer Spannweite sein (Höhe: 72,6 m; Spannweite: 81,74 m).  Wie uns die Wandertafel am Eingang des Trails mitteilte, schien der Weg zu dieser kleinen Tour mit einem knappen Kilometer  eher nur ein Spaziergang zu sein. Und da wir auf dieser Reise mehr als einmal erfahren hatten, dass wir die Seele der Landschaft am besten erfühlen konnten, wenn wir dort zu Fuß unterwegs waren, wollten wir diesen kleinen Abstecher auf jeden Fall unternehmen. 

Dieser "kleine Abstecher" entpuppte sich dann eh wir uns versahen als ein unerwartet anstrengender und sogar eher anspruchsvoller Trail, da dieser eine kleine Kilometer steil bergab bzw. am Rückweg ebenso steil bergauf führte, wobei die zu überwindenden Felstreppen und Überhänge mit Leitern bzw. über Felstreppen zu begehen waren. Und das alles in einer wirklich gnadenlose Hitze, die die ganze Unternehmung nochmals schwieriger machte. Und wir beiden Schlaumeier hatten natürlich für diesen "kleinen Trip" kein Wasser dabei... . Aber egal. Die Schmerzen waren schnell vergessen, als wir uns nach dem Abstieg in einer kleinen grünen Oase wiederfanden, durch die ein kleiner Pfad uns schnurstracks zur Sipapu Bridge führte.


Die Brücke erhob sich so unvermittelt majestätisch aus den Felsen, dass es wieder einer dieser atemberaubenden Augenblicke war, die wir schon so häufig auf dieser Reise genießen durften. Die hoch aufragende Brücke, malerisch eingerahmt in saftiges Grün, sanftes Plätschern eines Bächleins - und all das umrahmt von rot-gelbem Felsgestein unter tiefblauem Himmel. Wenn man dann noch wie wir die Gelegenheit hatte der Stille zuzuhören, die diese herrliche Natur umgab, dann fühlte man es wieder, dieses Glücksgefühl im Herzen. Wie schade, dass wir nicht die Zeit hatten, auch die beiden anderen Brücken - die Owachomo Bridge (Höhe: 32 m; Spannweite: 55 m) und die Kachina Bridge (Höhe: 65 m; Spannweite: 62 m) - zu Fuß zu erkunden. Doch wir mussten ja weiter, wir hatten schließlich noch viel vor....

Wieder am WoMo angekommen stillten wir erstmal unsere ausgetrockneten Kehlen, vollendeten den Loop durch das Natural Bridges NM, sahen zumindest aus der Ferne noch die beiden anderen Brücken, und es war dann doch schon früher Nachmittag, als wir die nächsten 84 Meilen Richtung Hanksville anpackten. Auch die jetzt folgende Fahrstrecke am Rande des White Canyon war wieder wunderbar, durften wir uns doch wieder jeder Menge roter Felsen mit bizarren Ausformungen und gebirgiger Landschaft erfreuen. Die Scenic View Strecke mit Ausblick auf diverse Berggipfel (über 3.000 m) führte abwechslungsreich durch eine vielseitige Landschaft und führte letztlich in einer kurzen Talfahrt Richtung Lake Powell, den wir über eine Brücke überquerten. Als nächsten Stop steuerten wir nun den "Hite Overlook" an, der uns einen begnadeten Ausblick auf den ehemaligen "Hite Marina" bot. 

Dieser ehemals lebendige Hafen am Lake Powell ist zwischenzeitlich verlandet und vollkommen verlassen, da der Lake Powell an dieser Stelle leider so gut wie kein Wasser mehr führt. Vielmehr präsentiert sich der See eher braun und schmutzig, liegen an dieser Stelle doch die Einmündungen des San Juan River und des Dirty Devil River, die dem Lake Powell nicht gerade eine frisch sprudelnde Wasserquelle zu schenken wissen. Trotz allem ist der Ausblick hier einmalig und läd allemal zum Verweilen und Fotografieren ein.

Wir setzten unsere Fahrt weiter fort und unsere Augen erfreuten sich an einer wunderbaren Landschaft. Eine unendliche Weite in den Farben rot, gelb, braun und grün aller Schattierungen breitete sich vor uns aus. Sanfte Hügel in rot/weiß wechselten ab mit steilen Schluchten. Eine irgendwie irreale, aber sehr schöne Gegend, in denen es weit und breit keine Menschenseele zu geben schien. Als wir dann allerdings gegen 16.00 Uhr Hanksville erreichten, wo wir auch sehr schnell den Campground fanden, mussten wir erkennen, dass dieser kleine menschenleere Ort grauenvoll schmucklos und langweilig war, und so war der Beschluss schnell gefasst. Wir würden diesen Tag nutzen um gleich das nächste Ziel, Escalante, anzusteuern und versprachen uns davon einen zusätzlichen Tag in Escalante zu haben. Vielleicht würden wir dort nun doch - wider Erwarten - einen dieser Slot Canyons besuchen können, von denen Peter Felix Schäfer in seinem Buch so viel geschrieben hat???

Nun lagen also unerwartet weitere ca. 165 km vor uns, doch führte uns die Fahrtroute ein Stückchen durch den Capitol Reef National Park, ein begnadetes Stückchen Erde, für das das Wort "schön" einfach viel zu nichtsagend ist. Was sich hier wieder an mächtigen Felsformationen "in rot" darbot war einfach vom Feinsten. Wir passierten den "Navajo Dome", "The Castle", "Chimney Rock" u.a. und waren einfach nur beeindruckt. Eigentlich kann man gar nicht beschreiben, was die Sinne hier geboten bekamen, so gigantisch, phänomenal und atemberaubend schön war das, was die Natur uns hier darbot.

Viel zu schnell mussten wir uns von diesem Naturerlebnis wieder trennen, hatten wir doch noch eine lange Fahrt vor uns. Diese Fahrt führte uns nun ein Stück durch den Dixie National Forrest, wo wir es wieder mit einer vollkommen anderen Landschaft zu tun bekamen. Wir fanden uns nämlich urplötzlich in einer tollen Hochgebirgslandschaft wieder, passierten beschauliche Örtchen mit massiven Holzhäusern, Ranches, Pferde, Kuhweiden - und anstelle von roten Felsen, Sand und Staub erlebten wir üppige Vegetation mit saftigem Grün; anstelle der Hitze umfing uns eine angenehme klare kühle Gebirgsluft.Riesige Felder wurden aufwändig bewässert, und man glaubte förmlich zu fühlen, dass das Leben hier leichter sein könnte als in der kargen wüstenhaften Gegend, aus der wir soeben kamen. 

Die Straße schraubte sich unaufhörlich nach oben und auf ihrem höchsten Punkt hatten wir immerhin 3.200 Höhenmeter erreicht. Erstaunlich, dass selbst in dieser Höhe noch Bäume und Sträucher wuchsen, wenngleich natürlich der Entwicklungsstand noch sehr verhalten war. Nur ganz vorsichtig spitzten die grünen Blätter aus den Knospen der Espen, Kiefern und Bristolcoal-Pines, die einen perfekten Rahmen für dieses Bergpanorama abgaben. Selbst Schneefelder waren hin und wieder noch zu entdecken. Keine Frage dass wir an dieser erhabenen Stelle eine vom kühlen Winde verwehte Fotopause einlegen mussten.

Und nun kam der Endspurt Richtung Escalante, wobei wir auf der Talfahrt einen grandiosen Ausblick auf das Grand Staircase Escalante National Monument werfen konnten. Hier war wieder zunehmend Schluss mit sattem Grün, und je tiefer wir kamen, desto felsiger wurde die Landschaft, eine wilde, menschenleere Canyonlandschaft, die sich Richtung Südosten bis an den Colorado River und an die Ufer des Lake Powell erstreckt. Auf unserer Talfahrt konnten wir gut erkennen, wie das Gelände von 3000 m Höhe treppenartig abfiel, so dass sich auch der Name "Grand Staircase" bildlich ableiten ließ. Es war jetzt fast 19 Uhr und die Landschaft präsentierte sich bereits in dem leicht rötlichen Licht der untergehenden Sonne, so dass wir einen Augenschmaus aus rotem Fels und monumentalen Gesteinsausformungen genießen konnten.

Und dennoch, Landschaft hin, Landschaft her. Wir hatten heute unendlich viel an Naturschönheit genossen und waren lange auf den Beinen, so dass wir unser Ziel, Escalante, herbeisehnten. V.a. Ray hatte ja wieder eine fahrerische Meisterleistung vollbracht, denn mit so einem dicken WoMo 3000 Höhenmeter zu erklimmen und wieder bergab zu kutschieren ist nicht so ganz ohne, erforderte volle Konzentration und wir spürten es war Zeit, dass wir unseren bettelnden Mägen wieder etwas Nahrung zuführten.So waren wir froh, dass wir gegen 19.30 Uhr unseren Zielort erreicht und auch den Campground schnell gefunden hatten. Wir erledigten nur noch die notwendigsten Handreichungen, machten uns frisch und suchten uns ein kleines gemütliches Hiker-Restaurant inmitten des kleinen beschaulichen Städtchens, in dem wir uns den irdischen Genüssen hingaben und die Eindrücke des Tages Revue passieren ließen.

 

Dass sich unsere Pläne für den nächsten Tag dann doch wieder ganz anders entwickelten als von uns gewünscht sei an dieser Stelle nur mal erwähnt. Näheres erfahrt Ihr, wenn Ihr noch Lust habt weiter mit uns unterwegs zu sein.

 

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