The Wave - Coyote Buttes North

Wie bereits in der Einleitung zu diesem Reisebericht ausgeführt, war unser Ausflug zur Wave eines der absoluten Highlights dieser Reise. Bevor ich in meine eigenen Ausführungen "einsteige" möchte ich einen Satz vorausstellen, den ich in einem amerikanischen Werbeprospekt über die Vermilion Cliffs gelesen habe und der nach meiner Auffassung den Zauber, den diese wundervolle Gegend in sich birgt, perfekt wiedergibt. Und auch Ray und ich haben es fühlen können, die harmonische und friedliche Stille einer faszinierenden, atemberaubend schönen Naturlandschaft.

"Vermilion Cliffs National Monument offers its visitors

perhaps des deepest feeling of solitude and tranquility

in the American Southwest. Visitors agree that in this

special preserve the heart of the Earth has been laid bare".



Nun war er also tatsächlich gekommen, dieser Tag, der 26.05.2008 - Memorial Day und Feiertag in den Vereinigten Staaten -, auf den wir uns schon so sehr und so lange gefreut hatten. Obwohl in Arizona (Page) campierend waren wir am Vortag bereits zu Utah-Time (also 1 Stunde früher) zu Bett gegangen, um am nächsten Tag ja frühzeitig am Ausgangspunkt unseres Abenteuers zu stehen. So standen wir bereits um 5 Uhr auf, frühstücken, Brotzeit vorbereiten, Rucksäcke packen, GPS prüfen - und auf ging es Richtung Wire Pass, wo unsere Tour beginnen sollte. Das Wetter über dem Campground war sonnig und wolkenlos, doch gerade über "unserem" Gebiet, den Coyote Buttes North, zeigte sich ein dunkles Wolkenband. 

 

Würde uns jetzt wohl das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen? Wir ignorierten diese Sorge, unsere Stimmung war bestens, und fröhlich und gut gelaunt machten wir uns mit unserem SUV auf den Weg Richtung Wire Pass. Unsere Erwartungen waren enorm hoch, hatten wir doch im Vorfeld so viele Fotos und Berichte über die Wave gesehen und gelesen. Wie leicht könnten diese Erwartungen enttäuscht werden...

So fuhren wir - die Wolken stets im Auge - auf dem Highway 89 A bis zur Abzweigung House Rock Valley Road, die als unbefestigte "Dirt Road" ihr eigenes Abenteuer für uns darstellte. Auch wenn es teilweise recht holprig und rauh war, die Straße war trocken und ließ sich somit gut fahren. Ray hatte Spaß an dieser Art des Fahrens und wir beide das Ziel fest im Blick, und so war es ein glücklicherMoment, als wir nach ca. 1/2 Stunde den Parkplatz am Wire Pass erreichten, an dem auch schon einige andere Fahrzeuge standen. Nun gut: ausgestiegen, Parkabschnitt der Permit am SUV befestigt, Rucksack auf - und los ging. Hurra - Wave - wir kommen!!! 

 

 Ray hatte sein GPS in der Hand, ich die Wegbeschreibung vom BLM, und der Einstieg in den Trail war leicht zu finden. An der Registrierungsstelle angekommen konnten wir feststellen, dass wir für diesen Tag die ersten waren, die an diesem Tag das gleiche Ziel hatten wie wir und wir freuten uns.

Während des Trails kam uns nun zugute, dass uns auf der Fahrt ein Wolkenband begleitet hatte. Dieses nämlich sorgte dafür, dass wir bei angenehmen Temperaturen mit wechselndem Sonnen- und Wolkenspiel einen traumhaften, abwechslungsreichen Hinweg absolvieren konnten. Der Weg führte über Hügelketten, Sand, wir durchquerten Washes, und hatten dabei immer wieder das Glück, blühende Kakteen und andere blühende Pflanzen am Wegrand zu finden. 

An einer Stelle, ca. 30 Minuten vor dem Ziel, erfreute uns eine Vielzahl kleiner blühender Inseln, deren Blüten wie Sonnenblumen aussahen, die sich vor weißblauem Himmel und rotem Felsgestein in strahlendem gelb in Szene setzten und eine bunte Komposition von Farben zum Besten gaben. Dazu begleiteten uns die bizarren Formen der Wolken - ein Anblick, der einfach nur glücklich machte. Um uns herum ein Meer aus rotem Fels, geformt zu Kuppeln und sonstigen Gebilden - wir konnten kaum mal 10 Minuten am Stück gehen, ohne den Fotoapparat oder die Videokamera zu zücken.Und dann immer wieder die Frage:Kann man schon was sehen? Es konnte doch nicht mehr weit sein, oder? - Schritt für Schritt stieg die Erwartung und mit ihr unser Herzschlag. Was würde uns erwarten?

Der letzte Anstieg zur Wave führte durch eine große Sanddüne bergauf, wir folgten den Fußspuren - und endlich war der große Moment gekommen.Wir hatten den Nordneingang der Wave erreicht, sahen erstmals die unverkennbaren rot-gelben Streifen, wellenförmig geschwungen, die uns einluden weiterzugehen. Wir sahen, dass nach uns zwei Personen näher  kommen und genossen jetzt die nächsten 15 Minuten, in denen wir "unsere" Wave ganz für uns alleine hatten.

 

Wie kann man die Gefühle beschreiben, die uns ergriffen gerade in diesen ersten Minuten. Unsere Erwartungen wurden in jedem Fall mehr als übertroffen, eine Mischung aus purem Glücksgefühl und tiefem Respekt vor dem, was die Natur hier geschaffen hat. Wir waren geradezu sprachlos wegen der Schönheit und Anmut dieser überwältigenden Natur. Und wir müssen der Aussage von Peter Felix Schäfer zustimmen: dieses Naturereignis hat absolut einen hohen Suchtfaktor. Staunen und Wortlosigkeit machten sich breit. Man wagte kaum zu atmen, will nur sehen und genießen. Bis schließlich die Anspannung von uns abfiel und wir uns einfach nur happy in die Arme fielen.

Ganz klar, dass nun das Erkunden von geeigneten Foto-Locations angesagt war, von denen auf Schritt und Tritt eine zu finden war. Immer wieder traf man auf Stellen, die man schon zuvor von Fotos her gekannt hatte und wir versucthen, ähnlich schöne Fotos mit nach Hause zu bringen. Was nicht schwierig war. Denn alles, wirklich alles hier war so schön, dass es einfach kein wirklich schlechtes Foto geben konnte. Und auch das Licht mit dem Wechsel von Sonne und Wolken spielte eine wichtige Rolle und tat seinen Teil dazu. Lediglich der kühle Wind machte uns etwas zu schaffen - aber man kann ja nicht alles haben, gelle?

 

Zwischenzeitlich waren auch unsere zwei "Verfolger" eingetroffen, zwei Hamburger, wie sich später herausstellte, die ihre Begeisterung mit uns teilten und ebenso begeistert waren von dem Naturschauspiel. Als nach und nach weitere Wave-Besucher eintrafen bewegen wir uns in Richtung "Second Wave", die, wie die ganze Landschaft hier, eine Schönheit ist, doch nach unserer Auffassung in Anmut und Dynamik an ihre große Schwester doch nicht heranreicht.

Mit großen Glücksgefühlen im Herzen und den Kopf voller Eindrücke machten wir uns schließlich auf den Rückweg und waren dankbar, die Permit für diese Tour erhalten zu haben und damit zwei von insgesamt gerademal 20 Personen zu sein, die an diesem Tag die Wave besuchen durften. Bei einer Walk-In-Permit an der Rangerstation wäre es schwierig geworden. Wie sich später herausstellte waren für diesen Tag immerhin 44 Bewerber für die begehrten 10 Plätze angemeldet.

 

Am Rückweg blies zwar immer noch ein kühler Wind, doch schien die Sonne immer stärker und heizte uns zunehmend ein. Uns wurde klar und gut vorstellbar, dass die Empfehlung der Reiseberichte, man möge wenigstens 3 Liter Flüssigkeit mit sich führen, mehr als berechtigt ist. Der Rückweg war somit anstrengender als der Hinweg, doch dafür wurden wir jetzt getragen von dem Naturschauspiel, das wir erleben durften, und die damit verbundenen Endorphine ließen uns müde aber glücklich zu unserem Fahrzeug zurückkehren. Keine Frage, dass wir uns auch wieder aus dem Trail-Register ausgetragen haben.

 

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