Yosemite NP - Erste Erkundigungen

Nach einer mäßigen Nacht, die um 1 Uhr begann und bereits um 4 Uhr zu Ende war - dem Jetlag sei Dank - waren wir sehr früh auf den Beinen. Doch nach dem anstrengenden Anreisetag gestern wollten wir es heute erstmal langsamer angehen lassen. Und irgendwie war es spannend. Ich wusste zwar, dass wir nur 10 Meilen von der Entrance Station des Yosemite NP entfernt waren, doch welche landschaftlichen Begebenheiten mich jetzt erwarteten war mir nicht wirklich klar. Es war ja stockfinster, als wir gestern ankamen. 

Und der erste Eindruck hätte schöner nicht sein können. Die Sonne strahlte von einem tiefblauen Himmel, als ich den ersten Blick auf die begrünten und hochalpin anmutenden Berghänge werfen konnte, die unser Motel umgaben. Das machte eindeutig Appetit auf mehr. Und während die Seele sich an diesen schönen ersten Impressionen laben konnte machten sich nun auch unsere hungrigen Mägen energisch bemerkbar. Bis 07.30 Uhr mussten wir uns jedoch gedulden, bis wir das erstemal in diesem Urlaub ein deftiges American Breakfast zu uns nahmen, und es ist sicher nicht schwer sich vorzustellen, wie gut es uns schmeckte. Nun waren wir gestärkt für eine erste Erkundung des Yosemite NP.

Um 08.30 Uhr starteten wir mit unserem Urby und fuhren, dem Merced River folgend, unserem Ziel entgegen. Bereits auf den ersten Metern waren wir begeistert von den waldigen Berghängen, die von der Morgensonne in perfektes Licht getaucht wurden. Und welch gewaltiges Naturschauspiel bot uns hier der Merced River. Der Fluß führte unglaublich viel Wasser, welches sich brausend und tosend seinen Weg bahnte, über Felsblöcke sprang und dabei kräftige Strudel und Wasserstürze bildete. Fast ungläubig standen wir an den Aussichtspunkten und sahen dem Wasser zu, das mit lautem Rauschen seine Spielchen trieb. Und wir fühlten die Kräfte, die von diesem Wasser ausgingen, und wir waren überwältigt von dieser sichtbaren Schaffenskraft der Natur, gegen die der Mensch sich so winzigklein vorkommt.


 

Der nächste Stop auf dem Weg zum Visitor Center im Yosemite Village gehörte dem hochgerühmten

und auf vielfältigen Fotos bereits bewunderten "El Capitan", einem 2.307 Meter hoher Granitmonolithen mit einer ca. 1.000 Meter hohen, fast senkrecht in den Himmel aufragenden Wand, die für viele Kletterbegeisterte als ein Traumziel gilt und der sich majestätisch vor unseren Augen in die Höhe streckte. Von der Ferne bewunderten wir die 491 Meter hohen Ribbon Falls, die 189 Meter hohen Bridal Veil Falls sowie einen Teil der dreistufigen Yosemite Falls, die ihr Wasser von der Taloberkante in die Tiefe donnerten. Wohin das Auge reichte - monumentale Naturschönheiten.

So bestens informiert marschierten wir auf gut aufbereiteten Fußwegen durch das Valley, genossen die warme Sommerluft, begleitet von Vögeln und Schmetterlingen, und freuten uns über den Ausblick auf die Upper and Lower Yosemite Falls, deren gewaltige Wassermassen nach unten stürzten.Wir genossen die "Wet Meadows", ein Feuchtgebiet, über welches ein Holzsteg errichtet wurde, damit man als Besucher trockenen Fußes diese Meadows überqueren kann. 

Und wir waren begeistert über das allüberall saftige Grün, eingerahmt von mächtigen Bergen, die sich rechts und links des Tals auftürmten. Und natürlich bewunderten wir den Half Dome, DAS Wahrzeichen des Yosemite HP und der (Alb-)Traum so mancher Hiker, der sich wie eine in der Mitte auseinandergebrohene Riesenkuppel mit fast 2.700 Metern im Osten des Yosemite Valleys erhebt. Und der DAS Beispiel ist für die Kraft der Gletscher, entstand doch die dem Tal zugewandte senkrechte Wand nicht durch eine Spaltung des Berges, sondern durch Gletscherabrieb. Ein kurzer Trail führte uns schießlich noch einmal zum Fuß des El Capitan, wo wir mit Ehrfurcht den Klettererakrobaten zuschauten, die sich über uns in senkrechter Höhe "tummelten". Und es waren einige, die da im Fels hingen. Erst aus dieser Perspektive wurde deutlich, welch große Aufgabe sich diese Sportler bei der Bewältigung dieser 1000 Meter senkrecht hochragenden Wand vorgenommen hatten. Da machte sich bei mir schon beim Zusehen Höhenangst breit.

Es war um die Mittagszeit als wir wieder unseren Urby erreichten, und mit diesem fuhren wir nun zum Glacier Point, den wir nach einer einstündigen Fahrt erreichten und von dem aus wir auf einer Höhe von 2.200 Metern einen grandiosen Ausblick auf das Yosemite Valley genießen konnten. Blickfang war auch hier wieder der Half Dome, der sich vor der Kulisse der Sierra-Höhen ausbreitete. Aber auch die Vernal und Nevada Falls, die unser morgiges Hiking-Ziel sein sollten, und viele andere Felsspitzen zeigten sich hier von ihrer besten Seite. Zwischenzeitlich hatten sich auch Gewitterwolken gebildet, die das Bild zusätzlich in ein geheimnisvolles Licht tauchten. Ein atemberaubender Ausblick auf eine atemberaubende Naturlandschaft.

Mit vielen schönen Eindrücken im Herzen verließen wir den Park, und es war gegen 17 Uhr, als wir wieder unser Domizil, die Cedar Lodge, erreichten. Erst jetzt wurde uns bewusst, wie müde wir eigentlich waren. Die Zeitumstellung nagte gewaltig an uns, doch bevor wir Körper, Geist und Seele Ruhe gönnten musste erstmal der knurrende Magen zu seinem Recht kommen. Gott sei Dank verfügte die Lodge über ein schönes Restaurant, in dem wir ein leckeres Chicken-Breast-Sandwich mit Chips zu futtern bekamen. Das ließen wir uns schmecken, marschierten nochmal kurz zum Merced River und bewunderten dort die kleine, zur Lodge gehörige Gartenanlage mit Pavillons und Holzschnitzereien, bis wir uns schließlich zum Duschen und zur Körperpflege in unser Zimmer zurückzogen.