Castellar de la Frontera

Eine gute halbe Fahrstunde von Casares del Sol entfernt liegt der kleine Ort Castellar de la Frontera, eine Kleinstadt auf der östlichen Seite des Naturschutzgebietes Parque Natural Los Alcornocales. Etwa 8 Kilometer oberhalb des Hauptortes befindet sich als historische Sehenswürdigkeit die Festung des "Castillo de Castellar" in Castellar Viejo (dem alten Castellar).

Bereits von einem frühreren Besuch war uns diese Festung - La Fortaleza -  bekannt, doch bisher sind wir immer mit dem Auto die schmal und steil sich nach oben windende Bergstraße gefahren. Diesmal wollten wir unseren Besuch etwas sportlicher angehen und parkten unser Fahrzeug am Parkplatz des "Presa de Guadarranque", einem Staudamm des Embalse Guadarranque.

Nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt beginnt (der begehbare Teil) der alten Römerstraße "La Calzada Romana", die sich über eine Länge von etwa 2 Kilometern steil den Hang hinaufzieht zum Castillo. In früheren Zeiten soll diese Straße die Hafenstadt Carteia (Bucht von Algeciras) mit der Provinzhauptstadt Córdoba verbunden haben. Vermutlich wurde zum Schutz und zur Kontrolle der Straße oben auf der Bergkuppe eine Siedlung angelegt

Auch wenn auf die mit großen Steinblöcken gepflasterten Römerstraße nicht einfach bzw. nur unter Einsatz gewisser Konzentration zu gehen war, so genossen wir doch diesen herrlichen Weg hinauf zur Burg. Wo man nur hinsah ein säumte den Weg eine herrliche mediterrane Vegetation sowie wunderbare Ausblicke bis hinüber zum Felsen nach Gibraltar, der sich heute leider im Dunst mystisch versteckt hielt. Wie herrlich muss dieser Weg im Frühling sein, wenn sich die Vegetation mit üppiger Blütenpracht zeigt.

Von mir aus hätte der Weg noch eine Weile länger gehen können, denn viel zu schnell erreichten wir das im 13. Jahrhundert erbaute Castillo, das oben am Berg in perfektem Licht zu uns hinüber leuchtete. Wir nutzten die Gunst der Stunde um die Außenbereiche zu erkunden, zu fotografieren und herrliche Ausblicke zu genießen.

Unsere durch den Aufstieg bereits zur Höchstform aufgelaufene Begeisterung war nicht mehr zu bremsen, zu schön waren die An- und Ausblicke, die sich uns hier boten. Wie gesagt, eigentlich kannten wir die Location schon, doch wir entdeckten immer wieder neue Ecken, die unseren Glückshormonen neue Nahrung bescherten. Auch der Ausblick hinunter auf den Stausee des Embalse Guadarranque hatte seinen Reiz, führte uns der niedrige Wasserstand auch vor Augen, welch Wassernotstand in Spanien gerade noch geherrscht hatte.

 

Als wir uns außerhalb der Burgmauern ausgetobt hatten zog es uns hinein in die sog. Medina, d.h. in die innerhalb der Burgmauern angelegte Siedlung, die noch aus maurischen Zeiten stammt. Hier gibt es ein Hotel (welches jetzt im Winter geschlossen war), ein Restaurant, kleine Geschäfte für kunstgewerbliche Arbeiten (inklusive Kitsch) sowie eine Vielzahl von kleinen weißen Häusern, die teilweise auch heute noch bewohnt sind.

 


Wir stromerten nun durch die kleine weiße Stadt, entdeckten Orangenbäume und andere fotogene Ansichten des kleinen Ortes, doch im Wesentlichen war die Medina verwaist, in nur wenigen Häusern sah man Leben, Katzen faulenzten an lauschigen Plätzen - kein Vergleich zur warmen Jahreszeit, wo alternative Künstler mit ihren kunstgewerblichen Arbeiten in ihre Läden locken und das Restaurant zu einem Cafecito in kuscheliger Atmosphäre einladen.

Da wir innerhalb der Medina keinerlei kulinarische Möglichkeiten sahen, unsere Mägen allerdings hungrig waren, machten wir uns auf den Rückweg und gönnten uns einen Einkehrstop in der "Venta Carmen", wo uns die Chefin höchstpersönlich eine grandise Tortille de Patata servierte. Das Lokal lag zwar an der Straße, doch heute herrschte kein Verkehr, so dass wir gemütlich in der Sonne sitzen und die Eindrücke dieses herrlichen Tages Revue passieren lassen konnten.

La Senora Carmen zog mich dann noch mit sich in die Küche, wo sie mich in die Kunst der Herstellung einer typisch spanischen Tortilla de Patata einwies. Mit dem Versprechen zu Hause mein Kochglück zu versuchen und bei nächster Gelegenheit über das Ergebnis zu berichten verabschiedeten wir uns vom Castillo de Castellar und wanderten über die gepflasterte alte Römerstraße zurück zu unserem Auto.

ENDE

 

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