Sevilla - La Ciudad de la Alegría!

Im Sommer wäre es für einen Trip nach Sevilla zu heiß gewesen, zählt die Stadt doch zu einer der heißesten in ganz Europa. Ende September allerdings sollte eine gute Reisezeit sein und bereits von zu Hause aus hatten wir Pläne gemacht. Das Wetter versprach prächtige Laune, und so packten wir Raymo und machten uns auf den Weg in die etwa 220 km entfernte Hauptstadt Andalusiens.

 

Bevor wir allerdings mit unseren kulturellen Erkundungen beginnen konnten musste erst für RayMo ein hübsches und sicheres Plätzchen gefunden werden. Dies fanden wir - Empfehlungen folgend - in dem kleinen, etwa sechs Kilometer südlich von Sevilla gelegenen Städtchen Gelves, wo wir innerhalb des Puerto - des (bewachten) Freizeithafens - ein hübsches Plätzchen direkt am Ufer des friedlich vor sich hinfließenden Guadalquivir fanden.

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten ging es mit den Rädern weiter Richtung Sevilla. Ein bißchen holprig mag die Fahrradverbindung zwar anfangs gewesen sein, doch kamen wir zügig voran und erreichten nach etwa einer guten halben Stunden Fahrzeit die Innenstadt von Sevilla. Hier tobte der Verkehr, und auch wenn es erstaunlich viele Fahrradwege gab zogen wir es nun vor zu Fuß weiterzugehen und uns im Großstadttrubel treiben zu lassen.

Sehr schnell wurden wir vom Charme dieser herrlichen und quirligen Stadt, der "Ciudad de la Alegría", der Stadt der Freude, in den Bann gezogen. Der Guadalquivir, an dessen Promenaden es sich so wunderbar schlendern lässt, Kulturbauten mit aufwändigen Verzierungen wohin das Auge reicht, Kirchen, Türme, Paläste, die Stierkampfarena und Parks von unglaublicher Schönheit... dazwischen bunte winkelige Gassen mit kleinen Restaurants und Geschäften, blumengeschmückte Balkone und Innenhöfe.... Orangenbäume wohin das Auge reicht. Und so viel Leben! So tauchten wir ein in die bis in die Zeit vor Christi Geburt zurückreichende spannende Geschichte dieser Stadt, in der sich über Jahrhunderte Juden, Moslems und Christen teilweise erbitterte Kämpfe geliefert hatten.

Die Bauweise der Häuser mit ihren zentralen Innenhöfen (Patios), häufig verziert mit kleinen Erkern und Türmchen, zeugen bis heute von den maurischen Einflüssen, und überall präsentieren die maurischen Azulejos mit vielseitigen Farben und Ornamenten stolz ihre multikulturelle Geschichte. Ob als Straßenschilder, Blumenkübel, Wanddekorationen, an Hauseingängen oder auch an ganzen Fassaden - überall finden sich diese farbenfrohen Zeugen des maurischen Erbes, welches Sevilla so fröhlich und heiter wirken lassen.

 

 

Besonderen Eindruck hinterließ bei uns auch die Plaza de España, die im Rahmen der Iberomerikanischen Ausstellung im Jahre 1929 errichtet wurde und einer der bekanntesten Plätze in Sevilla ist. Ein halbkreisförmiges Gebäude mit einem Durchmesser von unglaublichen 200 Metern legt sich hier um den Platz, das sich zu einem Kanal mit 515 Metern Länge öffnet, welcher über vier Brücken überquert werden kann. Stolzer Mittelpunkt ein riesiger Springbrunnen, der dem Gesamteindruck dieser faszinierenden Anlage noch einen besonderen Charme verleiht.

Natürlich besuchten wir auch die "klassischen" Wahrzeichen der Stadt.

 

So beeindruckte uns die riesige fünfschiffige Kathedrale mit 70 Bogengewölben, die aus Resten einer Moschee entstand die nach dem Petersdom in Rom und St. Paul's in London die drittgrößte Kirche der Christenheit sein soll. Im Inneren wurden wir fast erschlagen von kirchlichen Schätzen aus Gold und Silber, Zeugnissen der Schnitzkunst, aufwändigen Gemälden und Ausstellungen des Domschatzes - allein der golddurchwirkte Hochaltar mit einer Fläche von 220 qm, dicht an dicht mit goldenen Heiligenfiguren durchsetzt, ein unglaubliches Symbol christlichen Wohlstands. Hier könnte man vermutlich Wochen, Monate und Jahre verbringen, um sich mit den Details und ihrer geschichtlichen Bedeutung auseinanderzusetzen.

 

 

Der Glockenturm der Kathedrale, die Giralda, eines DER Wahrzeichen Sevillas, gehört zu Überresten der ehemaligen Moschee und stellte früher deren Minarett dar. Keine Frage, dass wir die Möglichkeit nutzten, den fast 100 Meter hohen Turm über 35 auf Rampen angelegten Windungen zu erklimmen um von dort aus traumhafte Ausblicke auf das beeindruckende Stadtbild Sevillas zu genießen.

Selbstverständlich ließen wir es uns auch nicht nehmen, den Alcázar, den mittelalterlichen Königspalast zu besuchen, dessen Baugeschichte bis in die maurische Zeit zurückreicht. Eingehaust von dicken Mauern war von außen gar nicht so leicht erkennbar, welch beeindruckender Palast sich dahinter verbarg.

Im Zentrum der Anlage jedoch begeisterten uns ineinander verschachtelte Innenhöfe mit Kuppelbauten maurischer Art, Bogenfenster, bunte Kacheln, Säulen, Erker und unglaubliche Decken aus Holz mit reichlichen Verzierungen aus Gold.

Und dann diese Pracht an Gärten im maurischen Stil mit Wasserspielen, Orangen- und Zitronenbäumen, Palmen, Brunnen und Wasserspielen. Zahlreiche Bauwerke und Statuen setzen hier Akzente und wären nicht die Vielzahl an Touristen gewesen, so hätten wir uns schnell in die Zeit von 1001 Nacht hineinversetzt gefühlt.

Zwei Tage hatten wir uns für dieses herrliche Kulturerlebnis Zeit genommen und es bestätigte sich die Befürchtung, dass das natürlich viiiiel zu wenig Zeit war. Diese Stadt hatte noch sooo viel zu bieten, es gab noch sooo viel zu sehen, doch eines hatten diese beiden Tage erreicht: wir waren neugierig geworden auf mehr, auf das Lebensgefühl, das sich an den Abenden und Nächten in dieser Stadt entfaltet, auf Flamenco, Tapas, Müßiggang und es war klar, dass dies nicht unsere letzte Fahrt in die Hauptstadt Andalusiens gewesen ist.

ENDE

 

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