Ford Lauderdale - "Venice of America"


1. Downtown Ford Lauderdale

Fort Lauderdale befindet sich knapp 50 km nördlich von Miami Beach und ist ein bekannter Badeort. Da die Stadt in einer sumpfigen Ecke des Landes entstand, das sich zum Hausbau wenig eignete, wurden in Reihen Entwässerungskanäle angelegt und der Aushub zu länglichen Halbinseln aufgeschüttet. Dadurch entstanden ca. 300 km Wasserwege mit unzähligen Grundstücken, die der Stadt die Bezeichnung "Venice of America" einbrachten.

Da unser AirBnB so zentral gelegen war machten wir uns am Nachmittag zu Fuß auf den Weg nach Downtown Ford Lauderdale, wobei uns unser Weg durch üppig bewachsene Wohnstraßen führte. Teilweise alte und renovierte Häuser, teilweise Neubauten im Bauhausstil säumten die Straße und machten deutlich, dass man in dieser Ecke der Stadt durchaus leben konnte.

 

Als wir nach einer knappen halben Stunde den Las Olas Boulevard in Downtown FL erreichten war die Idylle zu Ende. Eine Unzahl von Bars, Restaurants, Cafés, Eisdielen und sonstiger Geschäfte erwarteten uns, gut gefüllt mit flirtbereiten Gästen und begleitet von einer Dauerbeschallung von lauter Musik. Es war Sonntag, die Menschen hatten Zeit und offenbar Spaß daran, sich an diesem Nachmittag von ihrer besten Seite zu präsentieren. Dazu auf der Straße eine Parade an schicken Autos hochpreisiger Modelle und Oldtimer mit dazu passender Besetzung. Schickimicki-Atmosphäre vom Feinsten und daher auf alle Fälle too much für uns zwei Einsiedlerkrebse. Andererseits gab es viel zu sehen und zu beobachten, was wiederum für uns auch sehr unterhaltsam war.

 


 

Wir bummelten weiter Richtung Fluß, um auf den Uferpromenaden - den Riverwalks - zu spazieren, vorbei am riesigen Komplex Las Olas Riverfront mit wiederum vielen Restaurants und Cafés. Wir beobachteten luxuriöse Privatyachten, die auf dem schmalen Fluß Richtung Meer navigierten, kleinere Boote mit jungen Menschen, die mit lauten Beats ihren Sonntagnachmittag verbrachten sowie andere Kuriositäten, mit den Reich und Schön ihre Freizeit verbringen.


Natürlich hätte man vom Fluß auch eines der Wassertaxis oder Ausflugstaxis besteigen können, doch irgendwie war uns das alles zuviel Trubel und blieben unserem Beobachtungsmodus treu, bei dem wir uns gut aufgehoben fühlten.

 

So streiften wir gemütlich durch die Straßen und gönnten uns in einem italienischen Café nach gefühlt ewiger Wartezeit einen tatsächlich köstlichen Cappuccino mit einem ebenso köstlichen Gebäck, dies allerdings zum Preis eines ausgewachsenen Abendessens. Wir marschierten wieder nach Hause und genossen die laue Abendluft in unserem kleinen privaten Vorgarten, wo wir die Ereignisse dieses ersten Tages noch einmal Revue passieren ließen.

Auch wenn es ein sehr entspannter und schöner Tag war, ahnte ich, dass Ray wohl Recht hatte mit seiner Einschätzung, dass dieser Urlaub anders sein würde als unsere sonstigen Reisen im Südwesten der USA.  Nicht nur die Landschaft, auch die Menschen waren hier anders, was natürlich trotzdem spannend war einmal kennenzulernen.


Da uns die Zeitumstellung immer noch zusetzte wurde der Abend kurz. Nach einem weiteren Intermezzo bei "unserem" Mexikaner genossen wir noch die laue Abendluft und das behagliche Ambiente unseres Häuschens und sanken relativ frühzeitig in einen erwartungsfrohen Schlaf.

2. Hugh Birch Park zu Wasser und zu Land

Nach soviel Schickimicki-Atmosphäre am Vortag musste heute unbedingt ein wenig Naturerlebnis sein, und bereits im Rahmen der Vorbereitung der Reise wussten wird, dass uns der Hugh Taylor Birch State Park hierzu Gelegenheit bieten würde. Direkt am Atlantik gelegen bietet dieser kleine Park die Gelegenheit sich die Beine inmitten üppig grüner Mangroven zu vertreten, oder aber, so wie wir, ein Kajak zu mieten und den Lebensraum inmitten der Mangroven auf dem Wasserweg zu erkunden.

Mit dem Auto dauerte es keine zehn Minuten, bis wir die Rental Station erreichten und wir uns zwei Einzelkajaks für die Dauer von zwei Stunden mieteten. Wir zogen uns Badekleidung an, rüsteten unsere fotografische Technik und machten uns an diesem 28 Grad warmen Sommertag voll freudiger Erwartung auf den Weg hinein in die Mangroven. 

 

Da wir uns nicht jeden Tag in einem Kajak fortbewegen dauerte es eine Weile, bis wir uns in diesem Fortbewegungsmittel akklimatisiert hatten, doch hatten wir von der ersten Wasserberührung an großen Spaß, zumal wir unsere ersten Schritte alleine auf dem "Long Lake" bewegen konnten.

Es dauerte nicht lange und ich hörte Ray's begeisterten Ruf, als er den ersten Leguan am Uferrand entdeckte, der sich genüßlich in der Morgensonne wärmte. Es folgten unzählige Schildkröten und noch mehr dieser tollen Iguanas, die uns immer wieder begeisterten. Natürlich gab es auch Reiher und unzählige andere Vogelarten zu entdecken, welch eine wunderbare Idylle, welch eine Ruhe und welch ein Frieden.

Überhaupt hatten wir an diesem herrlichen Tag unsere Liebe für das Kajakfahren entdeckt. Es fühlte sich einfach wunderbar an, so friedlich über das seichte Wasser zu gleiten, das sanfte Gurgeln unter uns zu hören und sich einfach als eine Einheit mit dieser herrlichen Natur inmitten eines umtriebigen Strand- und Urlaubsortes zu erleben.

 

Nun folgten noch ein paar kleinere Spaziergänge auf vorbereiteten Pfaden, die nicht berauschend, aber dennoch dazu geeignet waren, sich innerhalb der Mangroven zu bewegen und sich die Füße zu vertreten.

 

Letztlich sahen wir uns noch ein wenig im Visitor-Center um  und machten einen kurzen Stop im Park- und Ocean Restaurant, wo wir den Badetrubel am langen Atlantikstrand von Ford Lauderdale  beobachten konnten.

3. Everglades Holiday Park

Da der Everglades Nationalpark gute einhundert Kilometer von Fort Lauderdale entfernt waren und wir keine Lust hatten auf größere Autofahrten entschieden wir uns dem Everglades Holiday Park eine Chance zu geben, der uns lediglich eine einfache Fahrzeit von dreißig Minuten abverlangte. Wir waren früh unterwegs und zählten bei unserer Ankunft als eine der ersten an der Kasse, wo wir eine sechzigminütige Fahrt mit dem Airboot durch die Everglades buchten.

Es dauerte nicht lange, bis unser Captain "Baby Face" erschien und uns zum Einstiegen aufforderte - nicht ohne vorab an einer kleinen Fotosession teilgenommen zu haben. Das erste Boot war schnell gefüllt und in rasanter Fahrt chauffierte uns der Boss ohne große Umwege hinein in das üppige Grün der Everglades. Begeistert und mit dem Herzen voll bei der Sache berichtete er uns, dass das Wasser der Everglades zum einen vom Süßwasser des Lake Okeechobee gespeist werde, zum anderen aber auch vom Salzwasser des Golf von Mexiko. Diese besondere Zusammensetzung des Wassers ermögliche das einzigartige Zusammenleben von Alligatoren (Süßwasser) und Krokodilen (Salzwasser) sowie von mehr als 200 Fischarten und unzähligen Vögeln.

Und er versprach uns nicht zu viel. Gleich nach den ersten zehn Minuten entdeckten Akten wir den ersten Alligator, der beschaulich im Wasser dahin floatete. Und während der gesamten Fahrt hatten wir immerhin sieben dieser Ehrfurcht einflößenden Tiere gesehen und waren begeistert. Auch Vögel und Fische wurden gefüttert, die vom vorbereiteten Weißbrot unseres Skippers angelockt wurden und dankbar zugriffen.

Nach Rückkehr von dieser schönen Tour gönnten wir uns eine kurze Eispause und fuhren zurück nach Ford Lauderdale, wo wir uns noch im Dr.Mizell-Eula Johnson State Park die Beine vertraten. Vom Kreuzfahrthafen immer am Strand entlang führte unser Weg, wo uns allerdings ein kräftiger Wind und der tiefe Sand das Gehen am Strand reichlich schwer machte. 

Nach einer weiteren kurzen Pause am Bootsverleih in chilliger Atmosphäre ließen wir diesen schönen Tag unter Beobachtung von Eidechsen und Leguanen zufrieden ausklingen.

Zum Abendessen stoppten wir einmal mehr bei "unserem" Mexikaner und betrachteten die dunklen Wolken am Himmel, die bei schwülwarmen Temperaturen nichts Gutes verhießen. Ein Temperatursturz war angekündigt und wir waren gespannt, wie sich die nächsten Tage entwickeln würden.

4. Mit dem Cabrio die Küstenstraße entdecken

Um auch ein wenig über den Tellerrand von Ford Lauderdale hinauszuschauen und die Fahrt in der warmen Sommerluft in unserem Cabrio zu genießen entschlossen wir uns zu einer gemütlichen Fahrt entlang der Küstenstraße in nördliche Richtung. Entlang der Straße wurden wir von aktiven Menschen aller Altersklassen begleitet, die sich entweder per Bike, als Walker oder Jogger fit für den Tag machten. 

 

Nach einer beschaulichen Fahrt, in der uns ein lauer Sommerwind um die Nase wehte, erreichten wir nach fünfzehn Kilometer Boca Raton, wo wir am Delray Beach einen kurzen Marsch am Strand absolvierten. Es wehte eine steife Brise, die Wellen brandeten dynamisch an den weitläufigen Strand und das kräftige Blau-Türkis des Meeres erschien uns einfach nur grandios. Es war Montag und nicht besonders viel Betrieb am Strand, so dass wir unsere Lungen gänzlich stressfrei und unbeschwert mit frischer Meeresluft füllen konnten.

 

Wir entdeckten riesige imposante Strandvillen mit riesigen Grundstücken und einige wenige Strandhotels, die den hier vorhandenen Reichtum nahezu greifbar machten.

Wir fuhren weiter bis Palm Springs, einem kleinen Ort, in dem ein Drittel der wohlhabendsten Einwohner Floridas beheimatet sein sollen. Was man an den großzügigen herrschaftlichen Gebäuden auch nur unschwer erkennen kann. Hier macht es Spaß zu fahren, es gibt viel zu sehen und zu bewundern, zumal man normalerweise zur Welt von Reich und Schön eher weniger Zugang hat.

Nach einem leckeren Mittagessen in West Palm Beach fuhren wir wieder zurück um am fortgeschrittenen Nachmittag nochmals zur Erkundung von Ford Lauderdale aufbrachen. Von  der Zugbrücke "Seventeeth Street Causeway Bridge" aus bot sich uns ein schöner Blick auf die Skyline der Stadt sowie hinüber zum Kreuzfahrthafen, wo einige Schiffe vor Anker lagen.

 

Die Sonne stand nun schon tiefer, doch um noch ein wenig Strandfeeling zum Ende des Tages zu erleben wanderten wir weiter Richtung Sunrise Boulevard, wo sich die weiten Sandstrände Fort Lauderdales erstrecken und während der sonnigen Tage zum Baden und Sonnen einladen. Als wir ankamen, waren die Strände bereits leer und eher die Bars und Restaurants zur Happy Hour gut gefällt, doch war es für uns ein sehr schöner stimmungsvoller Abschluss dieses schönen Tages.


Den Rest des Abends verbrachten wir in unserem kleinen Privatquartier und genossen den lauen Abend fernab des Trubels,  denn aus den Nachrichten hatten wir zwischenzeitlich einiges über die sich verschärfende Coronasituation in Deutschland gehört und waren uns nicht darüber in Klaren, wie wir die Situation in Florida einschätzen sollten. Dass uns dieses Thema in den kommenden Tagen und Wochen noch viel mehr beschäftigen würde wussten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

 

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