Vom tiefen Süden hinein in den deutschen Lockdown

Rückreise und Fazit

1. Rückreise

Für uns ist es immer etwas ganz Besonderes, bei unseren Flügen die Vorzüge der Business Class in Anspruch nehmen zu können, doch bei dieser Reise waren wir ganz besonders dankbar. Durch den Priority Check-In konnten wir dadurch problemlos an den Warteschlangen vorbei in den Abflugbereich gelangen. Und natürlich hatten wir die Möglichkeit, unsere Wartezeit in der Business Lounge zu verbringen. Dort gab es wegen Corona zwar nicht die "normalen"   kulinarischen Angebote, sondern nur abgepackte kleinere Snacks. Doch hatten wir viiiieeel Platz, saßen ruhig und bequem, hatten zu knabbern und zu trinken und konnten die Zeit bis zum Abflug bestmöglich verbringen. 

 

Auch im Flugzeug saßen wir mit viel Abstand zu den anderen Passagieren in einer niegelnagelneuen Businessclass und fühlten uns dort einigermaßen sicher. Natürlich flog die Unsicherheit mit uns, aber unter den gegebenen Umständen war es doch die sicherste Art zu reisen und so kamen wir nach einem ruhigen Flug mit bestmöglicher Verköstigung einigermaßen ausgeruht pünktlich zum ersten deutschen Lockdown am 22.03.2020 wieder nach Deutschland zurück.

 

Zuhause angekommen begaben wir uns erstmal in eine freiwillige Quarantäne, denn gesetzlich angeordnet war das zu Beginn der Corona-Krise ja noch nicht. Jedenfalls hatten wir jetzt jegliche Muße auf die vergangenen vier Wochen zurückzublicken und unser persönliches Fazit zu ziehen.

2. Fazit

Der Grund für diese Reise war unser gemeinsamer Wunsch, dem deutschen Winter ein Schnippchen zu schlagen und in eine warme Region abzutauchen. Da bot sich Florida bei günstig ergatterten Meilenflügen recht gut an, wenngleich uns klar war, dass dieses Reiseziel für Menschen mit Desertfever und Freude an Wanderstiefeln doch etwas vollkommen anderes sein würde. Aber gerne ließen wir uns auf diese Erfahrung ein und waren gespannt, was uns erwarten würde.

 

Was uns dann erwartete waren wunderbare Strände am Golf von Mexiko, idyllische friedliche Kajakfahrten in den Mangroven mit viel Tiererlebnis, aber auch eine gehörige Portion Schickimicki auf der Atlantikseite Floridas mit dem entsprechenden Trubel auf Straßen, Restaurants und Plätzen. Und dann natürlich New Orleans, the "Big Easy", das sich uns so anders als erwartet präsentierte. Es hatte uns alles durchaus sehr gut gefallen, wenn es nicht dieses C-Wort und damit verbunden ein großes ABER gegeben hätte.

Als wir die Reise am 20. Februar antraten, begann das Thema "Corona"  in Deutschland gerade ein Thema zu werden, doch die Ausmaße konnte zu diesem Zeitpunkt wohl noch keiner so richtig erahnen. Wir verfolgten auch von Florida aus die deutschen Nachrichten und erkannten die zunehmende Gefährdung und beobachteten gleichzeitig mit Sorge die Entwicklung in den USA.

 

Und was sich dann da abspielte war einfach nur erschreckend und führte dazu, dass wir uns ab der zweiten Reisewoche von Tag zu Tag unbehaglicher fühlten.

Wir verfolgten die amerikanischen Nachrichten mit den unsäglichen Stellungnahmen und Bagatellisierungen des C-Themas durch Präsident Trump, hörten die Warnungen seines Gesundheitsexperten Fauci, erlebten die nach oben schnellenden Infektionszahlen im Nordwesten des Landes und spürten schnell, dass hier viel unter den Teppich gekehrt werden sollte. Im Bundesstaat Washington starben die Menschen, doch die Amerikaner hatten keine Lust auf diese Wahrheit und verhielten sich entsprechend. Abstandhalten oder sonstige Sicherheitsmaßnahmen gab es keine, wurden nicht eingehalten oder waren einfach nicht bekannt. Es wurde vielmehr in allen touristischen Orten gefeiert was das Zeug hält. Man hatte ja schließlich Urlaub. Für uns war dies enttäuschend und beklemmend.

 

Erst in der letzten Woche unserer Reise, während wir im Pineapple Place wunderschöne Tage verbrachten, erkannten wir erste Hinweise auf sog. Hamsterkäufe, und ich erinnere mich immer wieder an eine Situation im Supermarkt, die tatsächlich unwirklich erschien. Eine junge Frau mit Baby im Kinderwagen stand fassungslos, fast ungläubig vor einer riesigen Frischhaltetheke, in der normalerweise Milch in allen Handelsformen zum Kauf angeboten wird. Und dieses Regal war gähnend leer. Keine einzige Tüte Milch mehr. Langsam schienen die Amerikaner aufzuwachen...

 

Auch Desinfektionsmittel und andere Hygienemittel waren auf einmal vergriffen, in den Restaurants standen keine Ketchup-Tuben und keine Speisekarten mehr auf dem Tisch und viele andere kleine Kleinigkeiten. Reisen wurden storniert - z.B. auch im Pineapple Place (weshalb wir problemlos länger bleiben konnten) und es kam der Reisestop für Flugzeuge aus Europa..... verbunden mit notwendigen und aufwendigen Bemühungen einen adäquaten Rückflug zu ergattern.

 

Bei all diesen unbehaglichen Umständen ist es uns dennoch gelungen, unseren Aufenthalt kurzweilig und abwechslungsreich zu gestalten. Auf dieser Reise machten wir aber auch Erfahrungen der ganz anderen Art. Hatte man sonst oft die unbeschwerte Leichtigkeit und Unbekümmertheit der Amerikaner bewundert, erschütterte uns nun die so offensichtlich zur Schau gestellte Ignoranz - Präsident Trump als Leitwolf - doch ganz erheblich. Und es dürfte einer der ganz ganz wenigen, vielleicht sogar der einzige Urlaub gewesen sein, bei dem wir am Ende froh waren, wieder glücklich und gesund nach Hause gekommen zu sein.

 

ENDE