Kanab, Utah


1. Red Canyon (Peek-a-Boo Canyon)

Der Startpunkt zu diesem kleinen, aber höchst feinen Slot-Canyon befand sich nur knapp 15 km von Kanab entfernt direkt am Highway 89, von wo aus ein vorbereiteter Wegweiser mit aufbereitetem großzügigen Parkplatz zum Start einlud. Es war bereits 10 Uhr, als wir am Trailhead eintrafen, und da uns im Vorfeld jedermann vor dem Tiefsand auf der Strecke gewarnt hatte und auch zu Beginn des Trails ein eigener Wegweiser vor diesem Umstand warnte, ließ Ray erstmal Luft aus dem Reifen, startete das Navi und los ging die Post. Der Teufelsritt konnte beginnen.

Wissend, dass es bei einer Fahrt auf Tiefsand auf einen angemessenen Speed und eine zügige Fahrt ankommt, um sich nicht an irgendeiner ungeeigneten Stelle festzufahren "flogen" wir mit heftigem Holterdiepolter über den sandigen Pfad. Ray den Tunnelblick auf die Straße gerichtet, um möglichst den versteckten Steinen und hohlen Stellen aus dem Weg zu fahren und "auf der Spur" zu bleiben. Der Inhalt unserer Kühlbox samt Box  sprangen auf und ab und sorgten für eine beachtliche Geräuschkulisse. Die Beifahrerin krampfhaft darum bemüht sich irgendwo festzuhalten und dabei das Navi nicht aus dem Blick (und aus der Hand) zu verlieren. Die Straße ging nämlich nicht nur einfach geradeaus, sondern es gab auch Abzweigungen, von denen wir nur ungern die Falsche genommen hätten. Und dann immer die - berechtigte - Sorge -, dass es hier vielleicht auch Gegenverkehr geben könnte...

Als wir den Trailhead letztlich nach sechs endlos erscheinenden Kilometern ohne Zwischenfälle erreichten holten wir erstmal tief Luft und freuten uns darauf, die nächsten Meter wieder sicher zu Fuß absolvieren zu dürfen. Es war nur ein kleiner Hike von knapp 1,5 km, der aber auf jeden Fall die aufregende Anfahrt wert war. Uns erwartete ein eindrucksvoller, wilder Slot Canyon, dessen Felswände hoch nach oben ragten und ein herrliches Farbenspiel präsentierten. Wir durchwanderten die zwei Sektionen dieses Canyons, genossen die verschiedenen Windungen und immer neuen Perspektiven, und wunderten, dass wir den Canyon noch fast gänzlich für uns alleine hatten. Da die Anfahrt so schwierig ist gibt es sehr viele geführte Touren an diesen Ort, die zumindest an diesem Tag noch nicht aktiv waren. 

Tja und dann mussten wir natürlich wieder zurück. Hatten wir erst noch die Gedanken daran verdrängt, irgendwann kam dann doch der Punkt, an dem wir uns der Herausforderung stellen mussten. Der Fahrer eines Touren-Hummers gab Ray noch den Tip, den Reifendruck auf 2.0 Bar abzulassen und bei unübersichtlich erscheinenden Stellen die Hupe zu betätigen. Es könne Gegenverkehr geben und auch Fußgänger könnten vom Parkplatz aus unterwegs sein. Super, dachten wir, doch was sollten wir machen. Irgendwie mussten wir jetzt zurück, und so starteten wir mit wenig Luft im Reifen, den Fuß gnadenlos auf dem Gaspedal, die Hand an der Hupe unseren Ritt auf der unruhigen Sandpiste.

 

Unter Aufwendung von viel Adrenalin waren wir am frühen Nachmittag wieder wohlbehalten am Trailhead. Ray hatte unser Auto sicher, konzentriert und sandkundig durch sämtliche Gefahrenzonen navigiert, und auch den tatsächlich entgegenkommenden Fahr- und Fußgängerverkehr par excellence bewältigt. Platt waren wir nun beide, weniger wegen des Hikes als wegen der Fahrt, und die Aussicht, den restlichen Nachmittag einfach zu vertrödeln kam uns sehr gelegen.

2. Johnson Canyon Road Drive

Skutumpah Road - Lick Wash- Bull Valley Gorge - Willis Creek

Nach kurzer Fahrt auf dem Highway 89 South bogen wir links in die Johnson Canyon Road ab, eine asphaltierte Scenic-Road, die uns landschaftlich herrliche Aussichten präsentierte. Eine Hollywood-Landschaft, wie sie schöner nicht sein kann, in der sich Steinsformation an Steinsformation aneinanderreiht. Leider befinden sich die meisten "Points of Interest" wie Arches und Petroglyphen in Privatbesitz, so dass man sie nur von der Straße und somit aus der Ferne  bewundern kann. Doch unsere Enttäuschung währte nicht lange, zu schön war die Fahrt vorbei an roten Felsen und grünen Weideflächen vor der Kulisse der White Mountains.

Wir erreichten den Abzweig zur Skutumpah Road, einer Dirtroad, die uns vor zwei Jahren wegen der matschigen und somit unbefahrbaren Straßenverhältnisse die Weiterfahrt vermiest hatte. Heute war das Wetter perfekt und wir freuten uns auf den vor uns liegenden Tag.

Nach einer halbstündigen und höchst kurzweiligen Fahrt, begleitet von herrlichen Ausblicken hinüber zum Bryce Canyon, erreichten wir den Trailhead zum Lick Wash, wo wir uns heute das erste Mal die Beine vertreten wollten. 


Eigentlich hätten wir hier eine einfache Strecke von 6,5 km wandern können, doch irgendwie fehlten uns innerhalb des Washes die Highlights, zu sehr verwöhnt waren unsere Augen wohl schon von den unzähligen wunderbaren Naturschönheiten dieser herrlichen Ecke der USA. Der Hike führte durch ein sehr breites ausgetrocknetes Flussbett, an dessen Seiten  hohe Felswände in die Höhe ragten und durchaus ein beeindruckendes Bild zeigten. Doch diese Felsen waren hell, es fehlte die sonst so beeindruckende Farbpalette, und so drehten wir vorzeitig um und kehrten gegen 13 Uhr zu unserem Auto zurück.

Nun ging die herrliche Fahrt auf der Skutumpah Road weiter und wir genossen mit viel Freude und Fahrspaß die herrlichen Aussichten zum Bryce und Cedar Breaks. Nach einer halben Stunde erreichten wir den Trailhead zur Bull Valley Gorge, der vor allem für Ray ein schon seit langer Zeit ersehntes Ziel gewesen war.

 

Ein etwa 1 Kilometer langer schmaler Pfad führte uns nun am Canyonrand entlang zum Trailhead, und schon während dieser kleinen Strecke erkannte ich die tiefen Einschnitte hinunter zum Canyon, die mir schon aus der Entfernung einigermaßen unheimlich vorkamen. Geschätzte 20 Meter Tiefe waren das schon, und das dunkele Felsgestein ließ den Canyon für mich noch unheimlicher erscheinen als ohnehin schon.

Schließlich erreichten wir den Einstieg zum Canyon und mir war klar, dass ich mir jetzt ein kleines Päuschen gönnen würde, während sich Ray auf den Weg nach unten ins Abenteuer machte. Schon von oben war zu erkennen, dass  gleich nach wenigen Metern ein Drop-Off zu bewältigen war, wobei als Hilfsmittel ein Kletterseil angebracht war. Für Ray war das kein Problem, er war natürlich nicht zu halten, und wollte wenigstens einen ersten Eindruck von diesem Canyon erhalten.

Als Ray von seinem Ausflug zurück kam war er begeistert, und nur zu gern hätte er den Canyon weiter erkundet, wollte mich aber nicht zu lange alleine warten lassen. Er berichtete von weiteren schwierigen Stellen mit Klemmsteinen, die zu umklettern waren, von Potholes, die mit Schlamm und Wasser gefüllt waren und im Spreizschritt umgangen werden mussten. An einem riesigen Boulder von geschätzten drei bis vier Metern Durchmesser, der den Canyongrund komplett verschloss, kehrte Ray um. Jetzt wäre voller Körpereinsatz beim Überwinden eines tiefen Mudholes notwendig gewesen, und dazu fehlte ihm jetzt die Ausrüstung. Aber nur zu gerne hätte er diesen wilden, Ehrfurcht einflößenden Canyon mit entsprechendem Foto-Equipment erkundet.

 

 

Zum Abschluss dieses abwechslungsreichen schönen Tages machten wir noch einen Stop am Willis Creek, den wir bereits früher besucht und dessen Spaßfaktor genossen hatten.


Diesem hübschen Ort, den wir wegen seiner Familientauglichkeit und leichten Erreichbarkeit an diesem sonnigen Nachmittag mit anderen Naturliebhabern teilen mussten, schenken wir eine Stunde Zeit und hatten einmal mehr Spaß, im Bachlauf zu wandern, wobei wir uns diesmal leider nur mit  sehr wenig Wasser begnügen mussten und der Erfrischungsfaktor dadurch ein wenig niedriger ausfiel. Aber egal, uns hat es gefallen, wir hatten Spaß, und mehr kann man doch eigentlich gar nicht verlangen.

Nun machten wir uns auf den Rückweg, genossen nochmal die Fahrt über die Skutumpah Road, wobei auf dem Rückweg die beeindruckenden Fernblicke zum Bryce Canyon leider ausfielen. Wir waren uns einig, dass wir einen entspannten und sehr vielfältigen Tag erlebt hatten, den wir nach ein paar Einkäufen zum Auffüllen unserer Kühlbox in Kanab gemütlich ausklingen ließen.

 

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