Carlsbad Caverns National Park

Als wir uns an diesem Tag nach einem kurzen Frühstück im Hotel auf die Fahrt machten war es 8.30 Uhr und das Thermometer zeigte bereits schwül-heiße 29 Grad. Es würde wieder ein Backofentag werden und so war es geradezu angenehm, ins klimatisierte Fahrzeug steigen zu können.

 

Über eine Strecke von 180 Kilometern folgten wir nun der kurvenreich ansteigenden US 82, die uns durch den Lincoln National Forest führte und nach den wüstenhaften Eindrücken des Vortages mit einem vollkommen anderen Landschaftsbild aufwartete. Während sich die Straße auf fast 3000 Höhenmeter hinauf schlängelte erfreuten wir uns an einer üppig bewaldeten Berglandschaft, in der die Bächlein munter vor sich hin sprudelten, in der die Häuser robust und schmuck wirkten und Pferdekoppeln zum Ausritt einluden. DieTemperaturen lagen nur noch bei etwas über 20 Grad, die Luft war frisch, die Schwüle wie weggeblasen, und wir konnten uns gut vorstellen, dass es sich hier oben im Sommer gut Urlaub von der Wüste machen ließ.

 

Nach Verlassen des Lincoln National Forests wurde die Fahrtstrecke wieder eintönig und vergleichsweise kontrastlos, so dass wir ganz froh waren, als wir den Highway 285 erreichten, der uns in südliche Richtung direkt nach Carlsbad, userem Tagesziel, führte. 

Nach einem späten Frühstück bei Denny's und Check-In im Best Western Stevens Inn waren wir wieder in Entdeckerlaune und freuten uns auf den Carlsbad Caverns National Park. Wüstenvegetation mit Yucca-Palmen, Agaven und sonstigen Buschgewächs begleitete unseren Weg, und nichts wies darauf hin, dass diese Landschaft vor über zweihundert Millionen Jahren ein 400 Meter langes Riff war. Das Meer verschwand, die Region erhob sichund schuf unterirdische Gänge und Höhlen wie die Carlsbad Caverns, die zu den bekanntesten und schönsten Höhlensystemen der USA zählen. 

 

Bei schwülheißen 38 Grad im Schatten war die Entscheidung, an der Kings Palace Guided Tour teilzunehmen, nicht schwer, konnten wir doch so für knapp zwei Stunden in die wilde Schönheit der Caverns eintauchen und gleichzeitig unsere erhitzten Körper wieder auf Normaltemperatur bringen. Dachten wir. Aber dass uns - trotz Softshelljacke - die feucht-kalten 13 Grad auf Dauer dann auch unangenehm kalt würden konnten wir uns zunächst nicht vorstellen.

Mit dem Aufzug ging es 250 Meter hinab in das Besucherzentrum, wo uns unser Guide Ross nochmals nachdrücklich aufforderte, die Restrooms zu besuchen, da es während der Führung keinerlei Möglichkeit gebe sich zu erleichtern. Und als schließlich alle soweit waren ging es unter sachkundiger Erläuterung hinein in die mysteriös beleuchtete Dunkelheit der Höhlen.

 

Auf gut befestigten schmalen Wegen, immer wieder über Treppen weiter hinab steigend passierten wir "Kings Palace", "Papoose Room", "Queens Chamber" und andere höchst eindrucksvolle Höhlenkammern, die mit ihren imposanten riesenhaften Tropfsteinen eine Märchenwelt eröffneten. Jeder Blick eröffnete neue Dimensionen, alles lichttechnisch eindrucksvoll in Szene gesetzt und von Guide Ross in kurzweiliger und gut verständlicher Form erläutert. Die Dimensionen dieser Höhlen und die bizarren Formen dieser gigantischen Stalaktiten und Stalagmiten waren einfach nur phantastisch, so dass wir aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen. Gerne hätten wir dieses Naturwunder fotografisch festgehalten, doch es war zu dunkel hier und die Ergebnisse leider nur mäßig, weshalb hier an dieser Stelle nur wenige Fotos unsere Eindrücke beschreiben können.

Tief beeindruckt von den geologischen Besonderheiten und der geheimnisvollen Schönheit dieser Höhlenwelt, aber auch schon ziemlich durchgefroren in dieser feucht-kalten Szenerie, wartete Ross zum Ende der Führung mit einem weiteren Höhepunkt auf.In "Kings Palace", mehr als zweihundertfünfzig Meter unterhalb der Erdoberfläche, ermahnte er uns zu absolutem Schweigen und löschte sämtliche Formen der künstlichen Beleuchtung, was bewirkte, dass wir uns in absoluter Dunkelheit und tiefster Stille befanden.

Man sah definitiv nichts mehr. Nicht mehr die Hand vor Augen, nicht den Nachbarn, geschweige denn den Weg, der die Richtung "nach draußen" vorgab. Alles war eingetaucht in tiefschwarzer Dunkelheit, und ich musste dagegen ankämpfen, innerlich nicht in Panik zu geraten. Noch nie in meinem Leben befand ich mich in einer solch unheimlichen Situation, fast schien man zu vergessen, wo links und rechts, oben oder unten war, und ich war einfach nur froh, als Ross nach unendlich erscheinenden zehn Minuten wieder das Licht anmachte. Ein Raunen ging durch die Gruppe, sichtbare Erleichterung und Erstaunen. Fast ungläubig, fast andächtig betrachtete man nun die majestätische Pracht dieses Höhlensystems, welches den Forschern noch viel Anlass zur Entdeckung geben wird.

Als wir um 17 Uhr wieder "normalen" Boden unter den Füßen hatten freuten wir uns über die heißen Lufttemperaturen, die uns sehr schnell dazu verhalfen wieder aufzutauen. Während wir uns am Parkplatz noch mit einem anderen deutschen Paar über unsere Urlaubsziele austauschten wurde die Idylle durch einen hysterischen Aufschrei unterbrochen. Liefen doch etliche Vogelspinnen beschaulich und ohne jegliche Hektik quer über den Parkplatz und führten dazu, dass sich v.a. die Damen schnurstracks in ihre Fahrzeuge flüchteten und Türen und Fenster schlossen. So konnten wir aus - hoffentlich - sicherer Distanz beobachten, wie unsere Männer die lieblichen Tiere näher erforschten und ihr imposantes Erscheinungsbild mit den Kameras festhielten.

Natürlich hätten wir auch gerne noch den "Bat Flight" verfolgt, der ein Schauspiel der besonderen Art zu sein versprach. Ab etwa 19.30 Uhr sollten Schwärme von Fledermäusen wie auf ein geheimes Kommando aus den Höhlen fliegen, um sich auf die Jagd nach Insekten zu machen. Doch irgendwie waren wir an diesen Tag müde und erschöpft, und die Aussicht, nochmals zwei Stunden herzumzuhängen war wenig verlockend.

 

So fuhren wir zurück nach Carlsbad, wo wir diesen Tag bei Pizzahut mit einem leckeren Chili-Pizza beschlossen. Und wir machten die belustigende Erfahrung, dass es hier Usus war, jede servierte Pizza mit lautem Applaus und kreischendem Geschrei freudig zu feiern. Oh ja, hier war nicht nur die Pizza gut, hier war auch Stimmung im Laden, der perfekte Ausklang für diesen abwechslungsreichen Reisetag!

 

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