Fahrtag nach Phoenix

600 Kilometer trennten uns heute von unserem nächsten Tagesziel, das uns ganz in den heißen Süden, nach Phoenix, AZ bringen sollte. Unsere Fahrtroute wurde allerdings gewaltig durcheinander gebracht als wir erfuhren, dass es südlich von Cameron Waldbrände gegeben hatte und wir somit nicht gerade die kürzeste Strecke fahren konnten.

 

Um 5.30 Uhr waren wir an diesem Tag bereits startklar, nahmen uns noch einen Take-away-coffee als Starthilfe mit auf den Weg, und auf gings zur US 89, wo wir in herrlicher Sonnenaufgangsstimmung die Vermilion Cliffs passierten. Der Himmel war gänzlich wolkenlos, die Luft mit 10 Grad reichlich frisch - wieder mal wartete ein herrlicher Tag auf uns und wir waren guter Laune.

 

Als wir uns Cameron annäherten sahen wir dann auch schon dunkle Rauchwolken am Himmel, und es dauerte nicht lange, bis die Hinweise auf die Straßensperrungen vor uns auftauchten. So mussten wir bereits vor Cameron Richtung Tuba City abbiegen, wo wir auf der nur wenig ereignisreichen US 264 fuhren und von dort auf die US 87 Richtung Süden abbogen. Kurz vor Winslow zeigten sich unübersehbar die Auswirkungen der Waldbrände, hatte sich doch der eigentliche strahlendblaue Himmel in grau-gelb-schwarzen Dunst verwandelt. 

 

Mit zunehmender Fahrt verwandelte sich auch das Landschaftsbild. Waren wir anfangs ab Tuba City durch eine dürre und monotone Wüstenlandschaft (Land der Hopi-Indianer) gefahren, erlebten wir nach Winslow eine geheimnisvoll anmutende braun-rote hügelige Erosionslandschaft und nochmals später, beim Durchqueren des Coconino Forest, spätestens ab Flagstaff, eine üppig grüne waldige Gebirgslandschaft mit schönen gepflegten Häusern - die Heimat von Menschen nichtindianischer Abstammung. Es war schon irgendwie bedrückend diesen offensichtlichen Unterschied in der Lebensqualität zwischen Indianern und Nichtindianern wieder einmal so deutlich vor Augen geführt zu bekommen.

Es war fast 10 Uhr als wir in die rote Bergwelt um Sedona und des Oak Creek Canyons eintauchten. Majestätisch und erhaben, geheimnisvoll und monumental erhoben sich die Felsen um uns herum in leuchtendem Rot, unterbrochenen durch üppiges Grün, das ihnen unvergleichliche Lebendigkeit verlieh. Gleich nach den ersten Metern waren wir verliebt in diese grandiose Natur, und wir bedauerten, dass wir den Oak Creek Canyon heute nicht zu Fuß unter die Lupe nehmen konnten. Andererseits waren hier so unendlich viele Menschen - sowohl in Autos als auch zu Fuß unterwegs - , dass uns klar war, dass wir einen solchen Hike wohl nur mit angezogener Handbremse hätten genießen können. 

Als wir in Sedona, einer Kleinstadt mit ca. 10.000 Einwohnern, endlich einen Parkplatz gefunden hatten machten wir uns auf zu einer kleinen Erkundungstour. Nach der erwartungsvollen landschftlichen Ouvertüre waren wir gespannt, was uns erwarten würde. Und dann war es im Grunde schrecklich: Diese kleine Stadt war zwar sehr sehr hübsch anzuschauen, alles neu, hochwertig und im modernen Westernstyle neu erbaut oder renoviert. Teuere Geschäfte mit Schmuck, Kleidung, Restaurants und Cafés. Hotels, riesige Eigenheime und Golfplätze inklusive Outletcenter und Shopping-Malls. Neu gebaute riesige Straßen. Doch irgendwie fehlte all dem die Seele, wir vermissten Authenzität und Ursprünglichkeit. Die landschaftlich höchst reizvolle Lage und die Entwicklung des Städtchens zu einem mystischen und spirituellen Zentrum hat wohl dazu geführt, dass dieser Ort eine Touristenhochburg geworden ist, die ihre Besucher in erster Linie aus betuchter Klientel bezieht. Eine Edellocation, in dem sich wohlhabende Gäste mit Hang zur Esoterik ihr Hobby gut was kosten lassen.


Nun gut, das muss es ja vielleicht auch geben, doch für uns war es definitiv nix, so dass wir beschlossen, trotz dieser wunderschönen Umgebung auf eine Einkehr zu verzichten und weiterzufahren. Wir waren hungrig, wollten frühstücken, und so machten wir einen Einkehrschwung bei "Denny's", den wir an einer Autobahn-Junction fanden. Dort gab es wieder ein Frühstück in gewohnter Qualität und wir konnten wohl gestärkt die letzte Etappe dieses Fahrtages antreten.

 

Über die Interstate 17 fuhren wir dann Phoenix entgegen, freuten uns über die ersten Saguaros am Straßenrand, das hügelige trockene Landschaftsbild und die ansteigenden Temperaturen. 40 Grad Celsius hatte es, als wir um 13.30 Uhr Phoenix erreichten, genau die richtige South-West-Temperatur. Unser Hotel lag in Scottsdale, einem Vorort von Phoenix, wo im "Hospitality Suite Resort" ein Zimmerchen für uns reserviert war.

Nach dem Check-In gab es schließlich eine erste Erkundungstour in Scottsdale, wo wir freundlicherweisegleich eine riesige - klimatisierte - Shopping Mall fanden, den Fashion Square. Diese Mall mit ihren feinen und eleganten Geschäften war allerdings eher was zum Schauen als zum Geld-Ausgeben, doch machte es trotzdem Spaß, nach dem vielen Sand und Staub der vergangenen Tage wieder ein wenig Zivilisation zu erleben. Auch außerhalb der Mall waren wir beeindruckt von herrlichen Wohnanlagen mit modernen Appartements, vielen Galerien, schönen Geschäften und einladenden Häuschen im Westernstil. Dort ließ es sich gut bummeln, auch wenn die Außentemperaturen den Fortbewegungsdrang doch auf ein Minimum reduziert hatten.

 

Als wir am Rusty Spur Saloon vorbei kamen war es gerade 18 Uhr und eine Country-Sängerin gab mit superschöner Stimme bekannte Countrymusik zum Besten. Hier kehrten wir nochmals ein, machten es uns an der Bar bequem, genossen ein (oder zwei) eisgekühlt Sam Adams und genossen die heimelige fast familiäre Atmosphäre dieser Kneipe.

 

Um 22 Uhr waren wir wieder im Hotel angekommen, wo wir totmüde in unsere Betten fielen.

 

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